Wien (OTS) – GRin Mag. Mag. Julia Malle (GRÜNE) bescheinigte der
Stadt Wien im
Bereich der Wissenschaft „hervorragende Arbeit“, auch wenn das
Wissenschaftsbudget ausbaufähig sei. Besonders hob sie den digitalen
Humanismus und weitere „großartige Programme“ der transdisziplinären
Forschung hervor, die den Standort Wien auszeichnen würden – vor
allem in den Bereichen KI, Klimaforschung, Life Sciences.
Verbesserungspotenzial sah Malle im Bereich der Transparenz. Als
Beispiel nannte sie die ausbaufähige Ausweisung einzelner
Förderpunkte, wie es bis 2015 der Fall gewesen sei. Mehr
Investitionen wünschte sie sich im Bereich strategischer Abstimmungen
und jenem der Wissenschaftskommunikation. Dies sei wichtig, um der
steigenden Wissenschaftsfeindlichkeit entgegenzutreten. Nicht nur auf
die USA bezogen, sondern auch Russland, Iran, Ungarn und andere
Staaten, gäbe es eine „riesen Chance“ für Wien, sich als freier
Forschungsstandort für andernorts unter Druck geratene Forscher*innen
zu etablieren. Hier sei es angezeigt, mehr Stipendien und
Forschungszusammenarbeit anzubieten. Wissenschaft sei „nie neutral“,
sondern „entweder frei oder nicht“. Wien könne einen großen Beitrag
zur weltweiten Wissenschaftsfreiheit leisten, schloss Malle.
GR Michael Stumpf, BA (FPÖ) zeigte sich überzeugt davon, dass
Kultur nicht „verstören und provozieren“, sondern aufbauen müsse. Sie
sollte Zuversicht vermitteln. Er erinnerte an ein Kunstprojekt namens
„Leberkäs auf einer Schaukel“, das hoch gefördert worden sein. Auch
im Amerlinghaus habe sich die „linksradikale Szene, gefördert mit
Steuergeldern“, versammelt. Stumpf zählte eine Reihe weiterer
geförderter Projekte auf, die seiner Ansicht nach zu unrecht
gefördert worden seien. „Linke NGO-Strukturen“, so Stumpf, würden von
den Freiheitlichen zurecht kritisiert. In schwierigen Zeiten brauche
es Kunst, die verbinden würde. Es sei Platz für Hochkultur in Wien.
Er forderte eine Kulturpolitik, die nicht mehr „um jeden Preis
provozieren“ wolle.
GR Petr Baxant, BA (SPÖ) betonte, dass im Jahr 2025 die Politik
nicht zu sagen habe, was Kunst und Kultur zu sein habe. Die Kunst und
Kultur seien frei und Politiker*innen hätten „die Finger davon zu
lassen“, welche Formen Kunst annehmen solle oder dürfe. Wien sei eine
vielseitige Stadt, die für alle Menschen etwas zu bieten habe. In
diesem Sinne verteidigte Baxant auch die Wiener Festwochen. Allgemein
sei die Kulturförderung um 4 Millionen angehoben worden. Er nannte
einzelne Projekte, wie etwa die Vienna After Dark-Konferenz und ein
Jazzfestival. Vielfalt, Zugänglichkeit und Respekt in allen
Ausdrucksformen, von Oper bis Underground, zeichne die Wiener
Kulturpolitik aus. Auch das drängende Anliegen, dass Kulturschaffende
von ihrer Arbeit besser leben können sollten, hob Baxant hervor.
GR Leo Lugner (FPÖ) entgegnete seinem Vorredner, dass seiner
Ansicht nach in Wien lediglich „linke Kultur“ gefördert werde. Das
Kulturbudget der Stadt sei zu einem Förderbudget „für linke Umtriebe“
umfunktioniert worden, so der FPÖ-Mandatar. Lugner nannte seinerseits
auch einige Projekte, wie das WUK, die seiner Ansicht nach zu unrecht
gefördert worden seien. Es sei nicht im Ansatz feststellbar, dass die
„heimische Kunst und Kultur“ auch nur einen Euro bekommen habe. Er
wünsche sich, dass künftig mehr Geld für „unsere Kultur“ ausgegeben
werde und nicht nur für „linke Projekte“.
GRin Patricia Anderle (SPÖ) unterstrich die Vielfalt der in Wien
beheimateten Kulturangebote. Ein Beispiel dafür sei das
Donauinselfest, auf dem „alle Geschmäcker“ bedient würden. Kultur sei
„kein Privileg“, sondern Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge. Sie
gehöre allen, „nicht nur wenigen“. Als Beispiel nannte Anderle das
Projekt „Basiskultur“. Dieses Projekt bringe jungen Menschen Kultur
näher und würde im Jahr 2025 aufgrund des großen Erfolgs ausgebaut.
Auch die unterschiedlichen Kulturankerzentren nannte sie als
Positivbeispiel niederschwelliger Kulturangebote, ebenso wie die
„Bezirksmuseen reloaded“. Auch der Kultursommer habe 86.000 Besucher*
innen und 2.000 Künstler*innen gehabt – „alle fair bezahlt, bei
freiem Eintritt“. Viele der geförderten Institutionen und Projekte
hätten Menschen erreicht, die „ansonsten außen vor bleiben“. Es ginge
nicht nur darum, was Kultur koste, sondern was sie wert sei, so
Anderle abschließend.
StR Stefan Berger (FPÖ) zweifelte an, dass in der Kulturpolitik
Wiens alle Bewertungen von Kunstprojekten „sachlich und fair“
ablaufen würden. Bei der Kulturförderung ginge es der Stadtregierung
ausschließlich um die richtige Haltung der Geförderten. Dies sei auch
in den entsprechenden Berichten nachzulesen. Es gebe viele abgelehnte
Antragsteller*innen, die nicht wüssten, warum ihre Projekte nicht
förderungswürdig seien, während an anderer Stelle „Intendanten über
Jahre durchgefüttert“ würden, so Berger. Seine Kritik richtete der
FPÖ-Mandatar insbesondere an Volkstheater und die Wiener Festwochen.
Ihm sei durchaus bewusst, dass Wien als Metropole kulturelle Vielfalt
habe, er spreche sich jedoch stark für die „kulturelle Identität“
aus, die für viele Menschen in ganz Österreich etwas sehr wichtiges
sei.
GR Mag. Thomas Reindl (SPÖ) sprach sich gegen „populistische
Aussagen“ beim Thema Kulturpolitik aus und forderte mehr Sachpolitik
in diesem Bereich. Reindl verwies auf zahlreiche Veranstaltungen, die
von internationaler Bedeutung seien und in Wien stattfinden würden.
Er betonte die Vielfalt in der Wiener Kulturpolitik. Reindl nahm,
bezogen auf manche Vorredner*innen, sowohl Volkstheater als auch die
Wiener Festwochen in Schutz. Er schloss mit einem Lob an die in Wien
beheimatete Filmszene und ihre vielen Filmfestivals.
GRin Katharina Weninger, BA (SPÖ) bezeichnete 2024 als Jahr, in
dem die Kulturpolitik der Stadt „neu definiert“ worden sei. Die
Wiener Museen hätten auch im vergangenen Jahr Geschichte geschrieben
– mit 650.000 Besucher*innen. Dies sei ein „Vertrauensvotum“ der
Wiener*innen in ihre eigene Kulturgeschichte, so Weninger, die auch
die Vielfalt in der Wissensvermittlung hervorhob. Auch die
darstellende Kunst habe bewiesen, dass Tradition und Innovation keine
Gegensätze seien. Weninger zeigte sich erfreut über die Gelder, die
etwa in Fairpay fließen würden und damit auch in Zukunft für eine
lebendige und vielfältige Theaterlandschaft sorgten. Besonders hob
sie das Schauspielhaus hervor, denn dieses zeige zeitgenössisches
Theater auf höchsten Niveau – welches sogar mit dem Nestroypreis
ausgezeichnet worden sei. Durch die Förderung des Digitalen
Humanismus, wie er etwa bei der Wiener Vorlesung thematisiert wurde,
so Weniger abschließend, führe die Tradition der Wiener Aufklärung
mit den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zusammen. Diesen Weg
wolle sie fortsetzen. (Forts.) jaz