Wien (OTS) – Der Standort bestimmt den Standpunkt. Diese alte
rhetorische Weisheit
ist bei der heutigen Pressekonferenz von Vizekanzler Andreas Babler
und der Chefin der Mietervereinigung Wien, Abg. zNR Elke Hanel-Torsch
wieder deutlich zum Ausdruck gekommen. Hier wurde vor allem mit
Zahlen herumgeworfen, die den weiteren Eingriff in bestehende und
künftige Mietverträge nötig machen würden. Diese Zahlen sind aber
stark zu hinterfragen. Wie kann es sein, dass Mietverträge, die nach
Richtwert maximal nach dem Verbraucherpreisindex erhöht werden
konnten, exorbitant gestiegen wären? Der Richtwert ist de facto seit
2023 eingefroren. Die Inflation des Jahres 2023 in Höhe von 7,8%
konnte genauso wenig vom Vermieter geltend gemacht werden, wie jene
2,9%, die 2024 im Jahresdurchschnitt an Inflation. Real ist die Miete
günstiger geworden!
Die wirklich großen Fragen der Immobilienwirtschaft bleiben
unbeantwortet:
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Wie kann wieder mehr Rechtssicherheit für Vermieter und Mieter
gleichermaßen erzielt werden? Was kann gültig vereinbart werden im
Bereich Wertsicherung oder Betriebskosten?
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Welche rechtlichen Maßnahmen – abseits von Förderungen –
ermöglichen den Umstieg auf neue Heizsysteme und unterstützen damit
mittelfristig die Erreichung der Klimaziele?
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Der Trend zur Urbanisierung hält an. Immer mehr suchen Job und
Wohnung im städtischen Raum. Wie kann für ausreichend Angebot gesorgt
werden? Die aktuellen Prognosen der Bauwirtschaft deuten in die
entgegengesetzte Richtung.
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Durch die KIM-VO ist der Eigentumserwerb stark reglementiert
worden. Damit wurde noch mehr Druck auf den Mietmarkt erzeugt. Nur
ausreichendes Angebot in beiden Teilmärkten schafft eine
ausgeglichene Situation. Immobilienmärkte in Graz, Linz und St.
Pölten zeigen vor, dass der Markt gut funktioniert.
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Wie kann es sein, dass der Richtwert in Wien bei EUR 6,67, in der
Steiermark bei EUR 9,21, in Vorarlberg gar bei EUR 10,25 pro m² und
Monat liegt? Ist Planwirtschaft im Jahr 2025 wirklich die
wünschenswerte Utopie? Muss das System nicht dem Grunde nach neu
gedacht werden?
Der Österreichische Verband der Immobilienwirtschaft fordert die
Bundesregierung auf, in einem intensiven Dialog mit den Verbänden der
Immobilienwirtschaft – wie im Regierungsprogramm angekündigt –
mögliche Maßnahmen zu erörtern, um gemeinsam die Herausforderungen zu
meistern und diese nicht einer vordergründigen populistischen Taktik
zu opfern.