Wien (OTS) – „Wer jetzt nach einer Anhebung des gesetzlichen
Pensionsantrittsalters schreit, der betreibt reine Polemik und
schafft Unsicherheit. Denn alle Zahlen und Fakten zeigen
unmissverständlich: Es braucht keine Erhöhung des gesetzlichen
Pensionsantrittsalters, vielmehr sind Jobs für Personen 50+ notwendig
– und Maßnahmen, damit Menschen länger gesund im Erwerbsleben
verbleiben können. Es ist nämlich nicht so, dass ältere Arbeitnehmer
nicht arbeiten wollen. Aber es fehlen die entsprechenden
Arbeitsplätze“, betont Helmut Bieler, interimistischer Präsident des
Pensionistenverbandes Österreichs (PVÖ) zu den gestrigen Aussagen von
Georg Knill, Unternehmer und Präsident der Industriellenvereinigung
in der gestrigen ZIB 2.

Altersfeindliche Einstellung

„Hätte Herr Knill vor seinen Aussagen recherchiert, so hätte er
folgende unmissverständliche Zahlen gefunden: Personen über 50 sind
die am stärksten von Langzeitarbeitslosigkeit betroffene Gruppe.
Bundesweit ist ein Drittel der Langzeitbeschäftigungslosen über 50
Jahre alt, ein Viertel älter als 55“, so Bieler. Grund dafür ist vor
allem die oftmals immer noch sehr altersfeindliche Einstellung der
Wirtschaft.

Schon kurz nach dem 50. Geburtstag “zu alt”

Eine aktuelle Studie der Arbeiterkammer zeigt, dass über ein
Viertel der Unternehmen niemanden über 60 beschäftigen. Bei kleineren
Betrieben gibt es sogar in 85 Prozent der Betriebe keine
ArbeitnehmerInnen die älter als 60 Jahre alt sind. In vielen
Betrieben gilt man schon kurz nach dem 50. Geburtstag als ‚zu alt‘.
Hier muss angesetzt werden, hier sind Maßnahmen notwendig! Und hier
muss vor allem die Wirtschaft in die Pflicht genommen werden“, stellt
Bieler unmissverständlich klar.

Der Pensionistenverband Österreichs fordert daher seit Jahren ein
Bonus-Malus-System, welches Betriebe belohnt, die ältere
ArbeitnehmerInnen beschäftigen/neu einstellen und jene sanktioniert,
die im großen Stil frühpensionieren oder ältere ArbeitnehmerInnen aus
dem Betrieb drängen.

Debatte über Erhöhung des gesetzlichen Antrittsalters schürt nur
Ängste

Bieler betont, dass es „gefährlich“ sei, permanent das
Damoklesschwert einer Erhöhung des gesetzlichen
Pensionsantrittsalters über den Köpfen der Erwerbstätigen schwingen
zu lassen. „Damit schafft man höchstens eine ‚rette sich wer kann‘-
Panik, die Menschen dazu bringt, so rasch wie möglich in die Pension
zu flüchten!“

Alle Seniorenorganisationen gegen Erhöhung des gesetzlichen
Pensionsantrittsalters

„Alle im Österreichischen Seniorenrat vertretenen
Pensionistenvereinigungen sind gegen eine Anhebung des gesetzlichen
Pensionsalters. Und dies aus gutem Grund: Wir kennen die Zahlen, wir
kennen die Fakten. Ohne Polemik. Tatsache ist: Wer jetzt das
gesetzliche Pensionsantrittsalter erhöht, der erhöht damit nur die
Arbeitslosenquote“, so Bieler, der abschließend noch ausführt: „Es
wird langsam bedenklich, wie sich die Haltung der Wirtschafts-Lobby
‚entmenschlicht‘. Für sie scheint nur noch eines zu zählen: Der
Profit. Das zeigt sich etwa auch in den Aussagen von Arbeitgeber-
Direktor Roland A. Müller – dem Direktor der ‚IV-Schwester-
Organisation‘ in der Schweiz. Dieser sprach davon, dass Löhne für
Menschen nicht mehr ‚existenzsichernd‘ sein müssten. Das ist
ungeheuerlich und eine Schande: Löhne und Pensionen, von denen die
Menschen leben können müssen in einem Sozialstaat eigentlich
selbstverständlich sein! Man sieht, welch geistes Kind die IV ist und
mit welchen Vorschlägen zu rechnen ist.” (Schluss)