Wien (OTS) – Wie geht es weiter in Europa? Wie kann die EU die großen
Herausforderungen stemmen und seinen Platz in einer neuen Weltordnung
finden? Ganz im Zeichen der Zukunft Europas steht die diesjährige
Country Risk Conference (CRC) der Coface Österreich. „Das Comeback
Europas kann gelingen. Wir dürfen dabei nicht unsere langfristigen
Ziele den kurzfristigen Krisen opfern. Unsere Werte wie
Menschenwürde, Freiheit und Demokratie bilden das Fundament für
nachhaltiges Wachstum und Wohlstand. Wir müssen unsere Hausaufgaben
endlich angehen, das ist entscheidend“ , sagt Dagmar Koch,
Gastgeberin der CRC und Country Managerin der Coface Österreich bei
ihrer Eröffnungsrede am Dienstagnachmittag vor 170 Gästen aus dem
Wirtschafts- und Finanzwesen im Apothekertrakt des Schloss
Schönbrunn.

„Das vergangene Superwahljahr hielt zahlreiche Überraschungen
bereit – und auch dieses Jahr steht dem in nichts nach. Wir stehen
vor einer Vielzahl von Herausforderungen und tiefgreifenden
Veränderungen. Jetzt liegt es an den Managern, klare Strategien zu
entwickeln und entschlossen zu handeln. Als Coface unterstützen wir
dabei aus Unsicherheiten, Möglichkeiten zu machen“ , betonte Jarosl
̸aw Jaworski, CEO Coface Central and Eastern Europe Region. „Uns
bewegt das Thema Unsicherheit“ , stellt Christiane von Berg, Head of
Economic Research Coface BeNeLux & DACH in ihrem
volkswirtschaftlichen Ausblick fest und fragt gleichzeitig: „Wer hat
noch den Durchblick?“ Von Berg referenzierte auf den
Unsicherheitsindex, der aktuell in die Höhe schnellt und betont: „Die
Unsicherheit allein lähmt uns schon. Wer macht eine große
Investition, wenn er nicht weiß, was morgen ist?“ Von Berg zeigt
allerdings auch, dass es europäische Länder gibt, die sich positiv
entwickeln: „Spanien startet durch. Der Tourismus boomt. Die
Industrie hat jedoch mit größeren Herausforderungen zu kämpfen.“

„Netflix Serie“ The White House – Trump als Producer

Der US-Insider und Wahlkampfstratege Julius van de Laar zog eine
erste Bilanz nach 135 Tagen Trump. „Wenn man Trump zuhört, scheint es
gut zu laufen“ , betont er. 47 Prozent der Amerikaner sind zufrieden
mit seiner Politik, 50 unzufrieden. „Das sind gigantisch gute Werte
im Vergleich zu Biden“ , betont der US-Wahlkampfexperte, der erklärt:
„Das ist eine mediale Präsidentschaft. Die Inszenierung scheint zu
funktionieren. Da ist Trump der ultimative Meister.“ Van de Laar
spitzt es zu: „Trump ist der Produzent von einer Netflix Serie: The
White House. Wenn eine Debatte nicht mehr weitergeht, kommt ein neuer
Cliffhanger.“

Kooperation der entschlossenen Nationalstaaten

Der Journalist, Historiker und diplomatische Korrespondent des
Tagesspiegels Christoph von Marschall zeichnete in seiner Keynote zur
neuen Weltordnung ein deutliches Bild: „Die gewohnte Ordnung ist
perdü. Es gibt die alten Verlässlichkeiten nicht mehr.“ Die EU sei
„allenfalls ökonomisch eine Weltmacht”, aber militärisch nicht. Seit
den 90ern ist sie zu einer Krisenunion geworden. “Diese Krisen dürfte
es gar nicht geben, denn es gibt den Stabilitätspakt.“ Von Marschall
fordert von Europa ein: „Wir müssen anfangen, die Welt zu nehmen, wie
sie ist – nicht wie wir sie uns vorstellen. Wir müssen Sicherheit
ernster nehmen.“ Für ein Comeback Europas bräuchte es „eine
Kooperation der entschlossenen Nationalstaaten“ , so von Marschall
abschließend.

In der folgenden Podiumsdiskussion stellte Eva Komarek die Frage
„Was ist eigentlich noch Europa?“ Für Coface-Country Managerin Dagmar
Koch liegt die Stärke Europas in den Skills der Menschen: „Wir haben
viel Expertise, das macht uns so schnell niemand nach.” Bettina
Ludwig, Group Head of Finance, Treasury and Insurance für Kontron AG,
fordert Investitionen in Bildung und Weiterbildung und betont:
„Europa braucht mehr Investitionen in Innovationen, Bürokratieabbau
und Bildung, um wettbewerbsfähig zu sein.“ Patrick Orlet, Vice
President Finance bei Woom reflektiert die Werte seines Unternehmens
auf Europa: „Wir stehen für Qualität.“ Orlet wünscht sich, dass
Europa näher zusammenrückt und mehr zusammenarbeitet. Caroline
Klaper, Financing Projects & Credit Insurance Corporate Treasury bei
der Wienerberger AG unterstreicht die Anpassungsfähigkeit und die
Bedeutung des US-Markts: „Niemand plant hier ohne Amerika.” Zu der
volatilen Ankündigungspolitik der Trump-Regierung meint sie: “wir
sollten warten, was am Schluss Bestand hat und dann reagieren.“ Für
Oliver Rammerstorfer, Geschäftsführer für Finanzen bei Plasser &
Theurer liegt das Erfolgsrezept in einem klaren Fokus auf Forschung
und Entwicklung. „Wir müssen die Unternehmen arbeiten lassen –
Politik kann mit Investitionen etwas beitragen, nicht durch
Vorschriften.“ Rammerstorfer wünscht sich künftig mehr Austausch und
eine stärkere Zusammenarbeit in den deutschsprachigen Ländern und in
Europa.

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