Wien (OTS) – Nach wochenlanger „Salamitaktik“ liegen nun die Fakten
auf dem Tisch.
Bereits der Gründer der SOS-Kinderdörfer soll mehrere Kinder sexuell
missbraucht haben – intern bekannt war das seit 2013. Im Laufe der
Jahre wurden immer wieder Betroffene mit Entschädigungen von bis zu
25.000 Euro bedacht und so möglicherweise auch ihr Schweigen erkauft.
Der jetzt von SOS-Kinderdorf angekündigte Neustart nach einer
Aufarbeitung ist für FPÖ-Familiensprecherin NAbg. Ricarda Berger zwar
begrüßenswert. Zweifel hat sie trotzdem: „Die neue Geschäftsführerin
war offenbar ein Teil des Zudecker-Systems, wie sie selbst in der
ZiB2 zugeben musste. So soll sie rund um einen konkreten
Missbrauchsfall nicht kommuniziert haben, wie sie sagte. Es sind
Entschädigungen geflossen, die müssen irgendwie als solche verbucht
werden. Es sind mit ziemlich großer Sicherheit noch viele Mitarbeiter
bei den SOS-Kinderdörfern aktiv, die zumindest Mitwisser der
skandalösen Vorgänge sind. Ob damit der angekündigte Neustart
gelingen kann, ist doch sehr unwahrscheinlich.“

Eine große Frage rund um die gesamte Affäre sei auch die
Finanzierung. Rund zwei Drittel der Gelder für SOS-Kinderdorf kommen
aus öffentlichen Mitteln. Berger: „Wir sprechen hier von über 120
Millionen Euro pro Jahr. Die Organisation ist mit dem
Spendengütesiegel versehen, wodurch Spender ihre Zuwendung steuerlich
geltend machen können. Auch hier ist die Regierung aufgefordert,
etwas zu unternehmen.“ Das Problem liege freilich in der
Vergangenheit, so Berger: „SOS-Kinderdorf ist ein privater Verein, an
den der Staat nach und nach Aufgaben übertragen hat, für die
eigentlich der Staat zuständig ist – wie beispielsweise die
Unterbringung von Waisen oder die Betreuung von Kindern und
Jugendlichen, bei denen die Eltern damit überfordert sind. Würde man
jetzt aufgrund der Vorfälle die Unterstützung für SOS-Kinderdorf von
einer Sekunde auf die andere stoppen, hätte das verheerende
Auswirkungen auf die Kinder und Jugendlichen. Der Staat hat sich und
die betroffenen Kinder in eine fatale Abhängigkeit gemacht.“

Die freiheitliche Familiensprecherin Berger fordert von der
schwarz-rot-pinken Regierung, klare Verhältnisse und neue Regeln für
die Kooperation in der Zukunft zu setzen: „Die interne Kontrolle bei
den SOS-Kinderdörfern hat nicht funktioniert. Das wissen wir heute.
Die Bundesregierung muss sich damit endlich ernsthaft befassen! Das
betrifft sowohl die künftige Förderung als auch das
Spendengütesiegel.“