Berlin/Wien/Zürich (OTS) – Sechs Medien erhalten Förderungen in
Gesamthöhe von 1,5 Millionen
Euro, davon vier Redaktionen aus Deutschland und zwei aus der Schweiz
– ausgezeichnet wurden transformative Geschäftsmodelle, um
Lokaljournalismus zu finanzieren, sowie Wissenschafts- und
Datenjournalismus – Patrick Swanson neu in der Jury – nächster Call
startet am 11. August 2025

Der vor einem Jahr gegründete Media Forward Fund (MFF) zur
Stärkung des gemeinwohlorientierten Journalismus und der Demokratie
in Deutschland, Österreich und der Schweiz präsentiert heute die
neuen Förderpartner aus dem zweiten Fördercall. Sechs Medien erhalten
Förderungen in Gesamthöhe von 1,5 Millionen Euro: In der Allgemeinen
Förderlinie (GEN) spricht die unabhängige Jury drei Medien eine
Förderung von jeweils bis zu 400.000 Euro zu, davon einem aus
Deutschland und zweien aus der Schweiz. In der neuen Förderlinie
Wissenschafts- und Datenjournalismus (SCI) erhalten drei weitere
Medien aus Deutschland Launch Grants von jeweils bis zu 100.000 Euro.

Die Jury hat aus 113 Bewerbungen aus dem gesamten DACH-Raum
diesmal drei Lokalmedien ausgewählt, die mit drei verschiedenen
Geschäftsmodellen arbeiten, um gemeinwohlorientierten
Lokaljournalismus zu finanzieren.

Zwtl.: Die Förderpartner der Allgemeinen Förderlinie (GEN)

– Das gemeinnützige Schweizer Lokalmedium Bajour , das täglich mehr
als 20.000 Menschen erreicht und sich seit 2019 mit seinem per
Newsletter versendeten Basel Briefing als wichtiges journalistisches
Angebot in Basel etablieren konnte, erhält eine Förderung in Höhe von
400.000 Euro. Mit der Förderung möchte Bajour sein Basel Briefing mit
hyperlokalisierten News auf die zehn einwohnerstärksten
Vorortgemeinden von Basel ausweiten. Zudem sollen
informationspflichtige Gemeinden als finanzielle Kooperationspartner
gewonnen und neue zahlende Unterstützende und zusätzliche
Werbeeinnahmen generiert werden.
Die Jury würdigt den Ansatz des “deep local journalism“: „Bajour
bietet ein in Ton und Sprache zielgruppengerechtes und leicht
zugängliches Angebot passend zu den kommunikativen Bedürfnissen der
lokalen Zielgruppe. Der Ansatz, Gemeinden als Einnahmequelle in
seinen Vertriebskanälen zu erschließen, hat das Potenzial, als
Vorbild für lokaljournalistische Innovation für die gesamte DACH-
Region zu dienen.“

– Mit dem deutschen Lokalmedium loky* aus dem Berliner Ortsteil
Prenzlauer Berg, das durch alltagsnahen Newsletter-Journalismus und
regelmäßigen Austausch eine Local News Community aufbauen möchte,
geht der MFF eine Kooperation für eine Projektfinanzierung in Höhe
von 400.000 Euro ein. Ziel ist es, das Berichtsgebiet und Angebot auf
benachbarte Ortsteile auszuweiten und so zusätzliche Newsletter-
Abonnements zu gewinnen.
loky* überzeugte die Jury als Vorreiter für urbanen Community-
Journalismus mit hoher Relevanz direkt vor Ort: loky* versteht die
besonderen Bedürfnisse und Themen der lokalen Zielgruppe und hat
darauf ein starkes und überzeugendes Markenkonzept gebaut. Besonders
gefallen haben Leichtigkeit, Neugier und Optimismus als Antwort auf
das Phänomen der Nachrichtenvermeidung.“

– Neue digitale Dorfzeitungen: Spatz ist eine Schweizer
Digitalplattform, die ein Netzwerk KI-gestützter hyperlokaler
Nachrichtenquellen via Newsletter und WhatsApp aufbaut – von und für
die Dorfgemeinschaft. Der Media Forward Fund unterstützt mit 400.000
Euro die Skalierungsstrategie der gemeinnützigen Medienorganisation
Spatz und eine Ausweitung von bisher acht auf mindestens zwanzig
digitale Dorfzeitungen im DACH-Raum. Zudem soll ein nachhaltiger
Finanzierungsmix aus Mitgliedschaften und der Erschließung lokaler
Werbemärkte etabliert werden.
„Spatz füllt mit seinen KI-generierten journalistischen Angeboten
jene Lücken im ländlichen Raum, die der traditionelle Journalismus
hinterlassen hat“, heißt es in der Begründung der Jury. „Wir sehen
ein interessantes und innovatives Geschäftsmodell mit hohem
Skalierungspotenzial, um ländliche und dünn besiedelte Regionen in
der Schweiz und darüber hinaus zu versorgen.“

Zwtl.: Die Förderpartner der Förderlinie Wissenschafts- und
Datenjournalismus (SCI)

Anders als in der Allgemeinen Förderlinie, wo Fördermittel für
das Wachstum von bereits auf dem Markt erprobten,
gemeinwohlorientierten Geschäftsmodellen vergeben werden, waren in
der Förderlinie für Wissenschafts- und Datenjournalismus „Launch
Grants“ ausgeschrieben, die ein Vorhaben von der Idee zum Launch
unterstützen sollen. Diese Förderlinie wird in Kooperation mit dem
Wissenschaftspressekonferenz e.V. (WPK) angeboten.

– Mit der gemeinwohlorientierten Wissenschaftsredaktion von TWENTYTWO
Film aus Köln, die mit der Marke Doktor Whatson bereits auf YouTube
reichweitenstarken, niedrigschwelligen Wissenschaftsjournalismus für
junge Zielgruppen produziert, geht der MFF eine Kooperation in Höhe
einer Projektfinanzierung von 100.000 Euro ein. Im Rahmen des
Projekts soll für die erfolgreiche Marke ein neues Instagram-Format
gelauncht werden, das mit kreativen Datenvisualisierungen zu
relevanten Themen für junge Menschen informiert.
Die Jury lobt die klare Zielgruppenorientierung sowie den
experimentierfreudigen Drive des Projekts: „TWENTYTWO Film zeigt,
dass fundierter Wissenschaftsjournalismus auch auf
aufmerksamkeitsökonomisch geprägten Plattformen wie YouTube
funktionieren kann. Besonders hervorhebenswert: Die Produktion soll
unabhängiger von einzelnen Hosts werden.“

– Die investigative Recherche- und Transparenzplattform FragDenStaat
, die auf Basis von Auskunftsrechten amtliche Informationen auf
Landes- und EU-Ebene anfordert und protojournalistisch für
Kooperationen mit großen Medienpartnern wie dem ZDF Magazin Royale
auswertet, wird mit 75.000 Euro gefördert. Mit dem
Bundespressekonferenz-Tracker möchte FragDenStaat ein
datenjournalistisches Tool umsetzen, das Statements von
Bundesministerien, Sachfragen und Antworten der Mitglieder der
Bundespressekonferenz dokumentiert, verschlagwortet und
kategorisiert, um über lange Zeiträume aufzuzeigen, welche Themen
viel und welche kaum diskutiert werden.
Die Jury hebt die protojournalistische Infrastrukturarbeit hervor,
die andere Medien dazu anregt, ein Thema ins Licht zu rücken, das
sonst verborgen bliebe: „Das Projekt von FragDenStaat stärkt die
Funktion der Bundespressekonferenz als Gegenstand der
Berichterstattung. Als datenjournalistisches Innovationstool macht es
Diskurse nachhaltig transparent und nachvollziehbar. Zudem hat es das
Potenzial, sich positiv auf andere datengetriebene Geschäftsmodelle
auszuwirken.“

– Die deutsche Plattform Dekoder , die als Schnittstelle zwischen
Journalismus und Wissenschaft relevante Beiträge aus dem
unabhängigen, nicht-staatlichen russisch-, belarussisch- und
ukrainischsprachigen Journalismus kuratiert, übersetzt und
kontextualisiert, erhält eine Förderung von 75.000 Euro. Mit einem
neuen Newsletter-Angebot plant Dekoder, künftig zwei wöchentliche
Newsletter zu veröffentlichen: Einen auf Deutsch, der über aktuelle
Geschehnisse in Russland, der Ukraine und Belarus informiert, und
einen weiteren für eine russischsprachige Leserschaft, der
wissenschaftlich fundierte Einordnungen zu Deutschland liefert.
„Kuratierung wird immer wichtiger in Zeiten von Informationsüberfluss
und fragmentierten Öffentlichkeiten. Indem Dekoder einschlägige
Beiträge kuratiert und übersetzt, bieten sie eine zuverlässige
Informationsquelle in einem von Propaganda geprägten Mediensegment“,
begründet die Jury ihre Entscheidung. „Dekoder ist uns mit
datenjournalistischen Projekten bereits positiv aufgefallen und wir
unterstützen die Transformation hin zu einem eigenständigen
journalistischen Format.“

Zwtl.: Klares Bekenntnis zu Lokaljournalismus und Transformation

„Auch die öffentliche Hand sollte solche transformativen Ansätze
fördern, Lokaljournalismus unabhängig zu finanzieren, um eine
Versorgung mit verlässlicher Information im Bundesland, im Kanton und
in der Gemeinde sicherzustellen“, fordert Martin Kotynek,
Gründungsgeschäftsführer des Media Forward Fund. Dabei sollte die
Förderung staatsfern organisiert sein, also in einer Form, bei der
die Geldgeber nicht selbst entscheiden, wer das Fördergeld erhalten
soll, um die Unabhängigkeit der geförderten Medien sicherzustellen.

Der MFF-Gründungsgeschäftsführer ortet besonders im
österreichischen Förderwesen Verbesserungsbedarf, da es dieses Mal
keine der 20 Bewerbungen aus Österreich ins Finale geschafft haben:
„Die staatliche Förderung in Österreich führt Medien auf den Holzweg.
Anstatt transformative Ansätze zu belohnen, wird weiterhin stark das
Printmodell unterstützt. Im DACH-Vergleich kann sich diese Praxis
nicht behaupten.“

Zwtl.: Wechsel in der Besetzung der Jury

Der Jury der Förderlinie GEN gehörten – wie im ersten Call – Yves
Daccord, Maria Exner, Lucy Kueng, Eva Schulz und Evelyn Hemmer an.
Die Mitglieder der Jury der Förderlinie SCI waren Christina Elmer,
Helmut Schönenberger und Jakob Simmank. Um eine einheitliche
Bewertung der Vergabekriterien über alle Förderlinien
sicherzustellen, ergänzten Eva Schulz, Evelyn Hemmer und Lucy Kueng
die SCI-Jury.

Evelyn Hemmer wird künftig den Jurys des Media Forward Fund nicht
mehr angehören, da sie als Medienreferentin ins österreichische
Vizekanzleramt wechselt. Ihren Sitz in den Jurys übernimmt ab dem
nächsten Call der österreichische Journalist Patrick Swanson. Er hat
kürzlich das John S. Knight Journalism Fellowship an der Stanford
Universität absolviert und in San Francisco Verso, ein
Beratungsunternehmen für KI-Transformation, gegründet. Swanson
unterstützt Medienhäuser, Non-Profits und Unternehmen in Europa und
den USA bei der Entwicklung innovativer digitaler Strategien und
zukunftsfähiger Geschäftsmodelle. Zu seinen journalistischen
Stationen zählt unter anderem der ORF, wo er für die Zeit im Bild die
reichweitenstärksten Social-Media-Kanäle des Landes aufbaute.

Zwtl.: Nächster MFF-Call startet im August

Die nächste Bewerbungsrunde in der Allgemeinen Förderlinie (GEN)
startet am 11. August 2025. Nähere Informationen und
Anmeldemöglichkeiten: www.mediaforwardfund.org