Wien (OTS) – Die Nahrungsmittelindustrie hat Kollagen für sich
entdeckt: Produkte
mit dem vermeintlichen Wundermittel sind omnipräsent. Der Trend wird
als Jungbrunnen von innen verkauft – verpackt als hippes Getränk oder
praktischer Snack. Doch was nach einfachem Schönheits-Kick klingt,
entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als äußerst lukrativer
Marketingtrick mit fragwürdiger wissenschaftlicher Grundlage.

Der Umsatz mit Kollagenpräparaten lag im vergangenen Jahr
weltweit bei rund sechs Milliarden US-Dollar – Tendenz steigend. Die
Produktpalette ist nahezu grenzenlos: Trinkampullen, Instant-
Porridge, Kollagen-Riegel, Gummibärchen, Pulver zum Einrühren,
Kapseln und sogar Quetschies – mit ansprechendem Verpackungsdesign
und vollmundigen Beauty-Versprechen. Dazu kommt massives Social-Media
-Marketing. Influencer:innen spielen bei dem Trend eine zentrale
Rolle und bewerben die Produkte mit Aussagen wie „für schöne Haut,
Haare und Nägel“ oder „mehr Beweglichkeit für die Gelenke“ – oft ohne
Kennzeichnung von Werbung und ohne wissenschaftlichen Beleg.

Doch: Solche Aussagen sind in der EU aufgrund der fehlenden
wissenschaftlichen Basis nicht zugelassen. Die Europäische Behörde
für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat entsprechende
gesundheitsbezogene Angaben bereits mehrfach abgelehnt – darunter
auch für das häufig beworbene Kollagenpeptid Verisol®, das unter
anderem in den NÖM Collagen Shots enthalten ist.

Hersteller nutzen daher einen juristischen Trick, um das Verbot
zu umgehen: Sie reichern ihre Produkte mit Vitaminen oder Zink an.
Für diese Nährstoffe sind sogenannte Health Claims erlaubt – etwa,
dass Vitamin C zur normalen Kollagenbildung beiträgt. Der Nutzen des
Kollagens selbst bleibt unbelegt. „ Für echte Gesundheitsversprechen
fehlen unabhängige, aussagekräftige Daten. Studien zur Wirkung sind
oft von der Industrie finanziert und mit geringer Probandenzahl
durchgeführt. Aussagen wie ‘für Haut, Haare und Nägel’ sind daher
nichts als teure Schönfärberei – und eine wissentliche Täuschung der
Konsument:innen”, ärgert sich Elli Kiesl von foodwatch Österreich.

Erfinderisch zeigen sich auch manche Hersteller bei der
Darstellung und Bewerbung veganer „Kollagenprodukte”. Kollagen kann
ausschließlich aus tierischen Quellen, in der Regel Schlachtabfällen,
gewonnen werden. Veganes Kollagen gibt es nicht. Kiesl: „Dennoch
werden auch vegane Produkte mit dem Schlagwort „ Kollagen”
vermarktet. Wenn diese tatsächlich ohne tierische Zusätze sind,
können sie jedoch lediglich ein Gemisch aus pflanzlichen Aminosäuren
enthalten, die bestenfalls die körpereigene Kollagenbildung
unterstützen.”

foodwatch ruft die Behörden dazu auf, irreführende Werbung für
Kollagen-Produkte konsequent zu unterbinden. Es braucht klare Regeln,
damit diese Produkte nicht mit unbewiesenen Gesundheitsversprechen
vermarktet werden. Konsument:innen müssen sich auf wissenschaftlich
fundierte Informationen verlassen können – gerade, wenn sie hohe
Preise für vermeintlich gesundheitsfördernde Lebensmittel zahlen.

„ Kollagen-Produkte boomen auf Social Media und profitieren von
massivem Influencer-Marketing – in diesem Fall „Skinfluencer”-
Marketing. Doch wer seine Haut und Gelenke schützen will, braucht
keine teuren Produkte ohne wissenschaftlichen Beleg für deren
Wirksamkeit. Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung,
Sonnenschutz, Schlaf sowie der Verzicht auf Rauchen und Alkohol
fördern nachweislich die Gesundheit – ganz ohne Beauty-Bärchen um 50
Euro im Monat”, so Elli Kiesl.

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