Wien (OTS) – Wie können Ernährungssysteme nachhaltiger, gerechter und
krisenfester
gestaltet werden? Mit dieser Frage beschäftigt sich die heute
veröffentlichte Analyse „ Landwirtschaft im Wandel – Agrarökologie
und Bio-Landbau als Wegweiser für resiliente Ernährungssysteme “ von
Martin Schlatzer, erstellt im Auftrag der Menschenrechtsorganisation
Südwind und in Kooperation mit der Dreikönigsaktion der Katholischen
Jungschar. Die Analyse zeigt, dass Agrarökologie und biologische
Landwirtschaft zukunftsfähige Alternativen darstellen. Voraussetzung
für tragfähige Lösungen ist ein entsprechender politischer Rahmen in
der Landwirtschafts-, Handels- und Ernährungspolitik.
Zwtl.: Lebensmittelverschwendung und Fleischkonsum sind entscheidende
Hebel
Weltweit hungern 733 Millionen Menschen, mehr als 2,8 Milliarden
Menschen können sich keine gesunde Ernährung leisten. Auch in
Österreich leben über eine Million Menschen in mittlerer bis schwerer
Ernährungsunsicherheit. Gleichzeitig verschärft das derzeitige
Ernährungssystem die Klimakrise, den Verlust der biologischen
Vielfalt und soziale Ungleichheiten.
Die Analyse zeigt: Eine vollständige Umstellung auf biologische
Landwirtschaft in Österreich wäre möglich – wenn entweder der
Fleischkonsum um 10 Prozent gesenkt oder 25 Prozent weniger
Lebensmittel weggeworfen würden. Im EU-weiten Maßstab unter
Berücksichtigung zusätzlich von Großbritannien könnten im Jahr 2050
etwa 530 Millionen Menschen durch agrarökologisch-biologischen Anbau
ernährt werden. Bereits eine Reduktion des Fleischkonsums um 20
Prozent in Österreich würde die umweltschädlichen Sojaimporte für
Futtermittel – insbesondere aus artenreichen Regionen in Brasilien
und Argentinien – überflüssig machen. Das würde nicht nur Regenwälder
schützen, sondern auch die Abhängigkeit von volatilen Weltmärkten und
die Landwirtschschaft in Summe widerstandsfähiger gegen externe
Krisen machen.
„Unser Ernährungssystem steht an einem Scheideweg. Ein Weiter-wie
-bisher bedeutet die Verschärfung von Hunger, Klima- und
Biodiversitätskrise und sozialer Ungleichheit. Die Lösung liegt in
einer grundlegenden Neuorientierung unseres Agrar- und
Ernährungssystems – ganz im Sinne der Gesundheit für Planet und
Mensch“, sagt Ernährungsökologe und Studienautor Martin Schlatzer vom
Forschungsinstitut für biologischen Landbau in Wien. „Agrarökologie
und biologischer Landbau, gepaart mit pflanzenbetonten respektive
pflanzlichen Ernährungsweisen, können regionale Wertschöpfung und
Versorgungssicherheit schaffen, externe Abhängigkeiten reduzieren und
Klima und Umwelt schützen. Gleichzeitig stärken sie die bäuerliche
Landwirtschaft und ermöglichen gesunde Ernährung für alle.“
Zwtl.: Ernährungswende braucht politisches Umdenken
Zusätzlich zu ökologischen Aspekten rückt Agrarökologie auch
soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit in den Fokus. Um
Ernährungssysteme nachhaltiger und krisenfester zu gestalten, fordert
Südwind eine entschlossene politische Wende. „Die Bundesregierung
muss konkrete Rahmenbedingungen schaffen, um einen gerechten Wandel
zu unterstützen: Nachhaltige Ernährung muss durch eine sozial-
ökologische öffentliche Beschaffung vorgelebt und gestärkt werden –
insbesondere in Schulen, Krankenhäusern und öffentlichen Kantinen.
Darüber hinaus braucht es endlich ein ambitioniertes
Lieferkettengesetz, das Umweltstandards, Menschenrechte und
Transparenz entlang globaler Wertschöpfungsketten verbindlich
absichert“, sagt Gudrun Glocker , Ernährungsexpertin bei Südwind.
„Österreich hat mit seinem starken Bio-Sektor eine gute
Ausgangsposition, um auf internationaler Ebene Impulse für eine
gerechtere und nachhaltigere Landwirtschaft im Sinne der Prinzipien
der Agrarökologie zu setzen“, sagt Isabelle Schützenberger , Expertin
für Agrarökologie bei der Dreikönigsaktion der Katholischen
Jungschar. „Jetzt gilt es, diese Rolle aktiv wahrzunehmen.“
– Download Factsheet: ” Landwirtschaft im Wandel ” (PDF – 4 Seiten)
Download Gesamtstudie: ” Landwirtschaft im Wandel – Agrarökologie und Bio-Landbau als Wegweiser für resiliente Ernährungssysteme “ (PDFn57 Seiten)n- Details über die Studie und den Autor auf suedwind.at/presse