Salzburg/Wien (OTS) – Die Deutsche Handelskammer in Österreich (DHK)
feierte Mitte Juni ein
besonderes Jubiläum: 50 Jahre Matinee sowie 70 Jahre seit der
Wiedergründung der Kammer im Jahr 1955. Oliver Zipse war im doppelten
Jubiläumsjahr Festredner vor rund 180 Festgästen in der Residenz zu
Salzburg . In seinem Vortrag zeichnete er Technologieoffenheit als
einzigen gangbaren Weg in die Zukunft für die Automobilindustrie.

Der BMW-Vorstandsvorsitzende ist Honorarprofessor an der TU
München und stellvertretender Vorsitzender des Senats der Fraunhofer-
Gesellschaft. In seiner Festrede sprach Zipse über die
wirtschaftliche Verbundenheit zwischen Österreich und Deutschland,
die Zukunft der Mobilität und die Bedeutung internationaler
Zusammenarbeit. Für den Manager, der auch in internationalen
Führungsfunktionen in Großbritannien und Südafrika tätig war, sind
Technologieoffenheit, Wirtschaftswachstum und freie Märkte
Voraussetzungen, um eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung
voranzutreiben.

Zwtl.: Offen für Technologien

BMW sei einer der weltweit größten Hersteller vollelektrischer
Fahrzeuge, betont Oliver Zipse: Dennoch führe „E-Mobilität als
singuläre Technologie in die Sackgasse. Technologieoffenheit ist der
einzig ökonomisch sinnvolle Weg bis weit in die 2030er-Jahre hinein.“
Klimaschutz, Wirtschaft und Wettbewerbsfähigkeit müssten Hand in Hand
gehen. Das hätten die regierenden Parteien in Österreich und
Deutschland, aber auch die EU erkannt. „Denn etwas zu verbieten ist
leicht. Dabei garantiert ein Verbot noch lange nicht, dass sich etwas
zum Besseren verändert.“ Viel wichtiger sei zu hinterfragen, was
nötig ist, um definierte Ziele zu erreichen – etwa geringere CO2-
Emissionen.

Zwtl.: Wachstum für Wohlstand

Immer mehr Menschen stellen die Notwendigkeit des
Wirtschaftswachstums infrage. Für den langjährigen BMW-Manager ist
Wirtschaftswachstum dagegen der einzige Garant für Wohlstand, für
Steuereinnahmen, soziale Gerechtigkeit und die Finanzierbarkeit
unserer Sozial- und Rentensysteme. Wer Wachstum bremst, bremse auch
den technologischen, ökologischen und geopolitischen Fortschritt. Und
wenn sich Europa bei Schlüsselindustrien abhängen lässt, verliert es
seine Gestaltungsfreiheit. Zipse plädiert deshalb für mehr
Innovationsgeist: „Wir dürfen nicht nur Konsumenten fremder
Technologien sein – wir müssen wieder zu Pionieren werden.“

Gastgeber und DHK Präsident Hans Dieter Pötsch sprach in seiner
Rede dieselbe Thematik an: „Wollen wir ein Kontinent der Innovation
und Produktion bleiben – oder Konsummarkt fremder Technologien
werden? Europa muss jetzt eine umfassende Transformation gestalten:
ökologisch nachhaltig, wirtschaftlich tragfähig und geopolitisch
klug. Im Innovationswettbewerb mit den USA und China dürfen wir nicht
ins Hintertreffen geraten.“ Pötsch sprach in diesem Zusammenhang auch
von der politischen Instabilität in vielen europäischen Ländern, die
immer auch den Zustand der Gesellschaft reflektiere. Für eine
positive wirtschaftliche Entwicklung sind aber stabile
gesellschaftliche und politische Systeme notwendig. Dafür lohne es
sich, tagtäglich Überzeugungsarbeit zu leisten.

Auch der scheidende Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer
sprach angesichts der vielen Herausforderungen unserer Zeit davon,
„jetzt die Ärmel hochzukrempeln, sich mit Selbstvertrauen auf unser
Können und unsere Innovationskraft, unsere Kreativität und unseren
Fleiß zu besinnen.“

Zwtl.: Freie Märkte und Kräfte bündeln

Wirtschaftliche Verflechtungen zwischen den Staaten werden immer
häufiger als Druckmittel zur Durchsetzung politischer Interessen
missbraucht. Das betrifft die Automobilindustrie oft besonders hart,
meinte BMW-Vorstandsvorsitzender Oliver Zipse. Protektionismus
beeinträchtige aber nicht nur das Wirtschaftswachstum, sondern auch
die Investitionssicherheit und Innovationskraft. Eine „Jeder-gegen-
jeden-Mentalität“ kenne am Ende nur Verlierer. Oliver Zipse spricht
sich deshalb für europäische Volkswirtschaften aus, die ihre Kräfte
bündeln, „für offenen Handel, stabile Wertschöpfungsketten und eine
gemeinsame technologische Souveränität“.

Salzburgs Vizebürgermeister Florian Kreibich lieferte in seiner
Rede eindrucksvolle Zahlen zum Handel zwischen Österreich und
Deutschland, die für ihn das Ergebnis funktionierender
Wirtschaftsbeziehungen sowie der Arbeit von Netzwerken wie die DHK in
Österreich sind.