Innsbruck (OTS) – Heftige Gewitterstürme zählen in der Alpenregion
während der
Sommersaison zu den größten Risiken für Bergwanderer. Aufgrund der
Klimakrise treten Wetterextreme immer häufiger auf. Neben den
Gefahren durch Kälte und Feuchtigkeit, die eine Unterkühlung und
erhöhte Sturzgefahr verursachen, besteht bei Gewittern zusätzlich die
unmittelbare Gefahr von Blitzeinschlägen.

So erging es drei Bergsteigern, die beim Abstieg von der
Mittagspitze bei Flirsch in Tirol durch einen Blitzschlag ums Leben
kamen. Zwei 60-Jährige und ein 62-Jähriger wurden nach einem
plötzlichen Wetterumschwung auf rund 2.270 Metern Höhe tot
aufgefunden. Dieser tragische Vorfall unterstreicht, wie wichtig die
richtige Vorbereitung und das richtige Verhalten bei Gewittern am
Berg sind.

Der Österreichische Alpenverein rät zu einer gewissenhaften
Tourenplanung und aufmerksame Wolkenbeobachtung am Tag der Tour.
Dadurch lässt sich das Risiko, von einem Gewitter überrascht zu
werden, minimieren. Vor allem in der Sommersaison bringt ein zeitiger
Start deutliche Vorteile mit sich. Jörg Randl , Leiter der Abteilung
Bergsport beim Alpenverein, rät dazu, sich vor jeder Bergtour über
aktuelle Gewitterprognosen durch zuverlässige Wetterdienste wie zum
Beispiel das Alpenvereinswetter zu informieren. Bei entsprechenden
Warnungen sollte die geplante Route angepasst werden, um rechtzeitig
– im Idealfall bis Mittag – bereits den Rückweg angetreten zu haben
oder bestenfalls bereits in einer Berghütte Unterschlupf gefunden zu
haben. „An stark wetterlabilen Tagen verzichten wir auf ausgedehnte
Touren sowie auf Routen mit Drahtseilsicherungen an exponierten
Graten und freistehenden Gipfeln“, erklärt Alpenvereinsexperte Jörg
Randl.

Zwtl.: Wetterbeobachtung und Warnsignale erkennen

Eine durchdachte und situationsgerechte Tourenplanung (zum
Beispiel mit der Plattform alpenvereinaktiv.com ) sowie die
kontinuierliche Beobachtung der Wolkenentwicklung am Tourentag sind
entscheidend. Wichtig dabei: „Wetterprognosen zeigen stets nur
Wahrscheinlichkeiten auf, Gewitter können auch früher als
prognostiziert entstehen. Daher ist es ratsam, die Wetterentwicklung
der vergangenen Tage und insbesondere die aktuellen Verhältnisse
während der Tour aufmerksam zu verfolgen. Falls sich Quellwolken
jeden Tag früher entwickeln und bereits vormittags Kumuluswolken (
gemeinsprachlich Haufenwolken) sichtbar sind, ist schon am frühen
Nachmittag mit Gewittern zu rechnen“, erläutert Randl.

Unmittelbare und deutliche Warnsignale für ein herannahendes
Gewitter sind turmhoch aufragende und ambossförmige Gewitterwolken,
böig auffrischender Wind und elektrische Entladungen (hörbares Surren
) in der Atmosphäre. Als Orientierungshilfe dient folgende Regel: Die
ungefähre Distanz zu einem Gewitter in Kilometern errechnet sich,
indem die Sekunden zwischen Blitz und Donnergrollen durch „drei“
geteilt werden. Beispiel: Bei einer Zeitspanne von zehn Sekunden
zwischen Blitz und Donner liegt das Gewitterzentrum nur noch etwa
drei Kilometer entfernt. Höchste Zeit für entsprechende
Schutzmaßnahmen!

Zwtl.: Was tun, wenn das Gewitter am Berg kommt?

Umsichtige Touren- und Zeitplanung sowie rechtzeitiges Umkehren
sind grundlegend, um Gewittersituationen zu vermeiden. Sollten wir
dennoch von einem Gewitter am Berg erfasst werden, können wir unsere
Lage durch einfache, aber wirkungsvolle Verhaltensweisen verbessern:

1.

Wir verlassen so schnell wie möglich ausgesetzte Grate und
alleinstehende Erhebungen wie Gipfelkreuze und Felstürme.

2.

Wir suchen – falls möglich – größere Felshöhlen zum Schutz auf,
bleiben der Felswand aber so gut es geht fern, mindestens 1,5 m.

3.

In Kauerstellung auf z.B. Rucksack oder Seil hockend, mit
geschlossenen Beinen auf dieser isolierenden Unterlage, warten wir
darauf, dass das Gewitter vorübergeht.

4.

Auf Klettersteigen sowie im absturzgefährdeten Gelände bleiben
wir mittels Klettersteigset am Steilseil gesichert! Das Absturzrisiko
ist größer als das Blitzschlagrisiko.

5.

Gegen Nässe und Auskühlung können wir uns mit Biwaksack und
Funktionsbekleidung schützen.

„Gewitter gehen häufig mit starken Regenfällen einher. Innerhalb
kurzer Zeit können in Felswänden gefährliche Sturzfluten entstehen
und Steinschlag verursachen“, warnt Jörg Randl . Zusätzlich: „Bei
Starkregen droht die Gefahr, dass wir rasch völlig durchnässt werden
und stark unterkühlen. Die Hauptgefahr bei Starkregen liegt in der
kompletten Durchnässung und der damit verbundenen Unterkühlung (
Hypothermie).“ In alpinen Kletterrouten und auf Klettersteigen sind
schnelle Ausweichmanöver nicht möglich, was die Situation zusätzlich
erschwert. Findet man einen geschützten Platz, ist es meist
sinnvoller, das Gewitter dort abzuwarten, anstatt hastig Richtung
Ausstieg weiterzuklettern und dann schutzlos zu sein.

Zwtl.: Video: Gewitter am Berg – richtiges Verhalten kann Leben
retten

Zusammen mit dem Land Tirol hat der Österreichische Alpenverein
im Juni 2025 ein Video zum richtigen Verhalten bei Gewitter gedreht:

Weitere Informationen sowie Bild- und Videomaterial zum Thema:
www.alpenverein.at/presse