Wien/Graz (OTS) – Wir sind als Lehrer:innen traurig und wir sind
bestürzt über den
Amoklauf an einer Grazer Schule, bei dem zehn Menschen ihr Leben
lassen mussten. In Gedanken sind wir bei den Familien, bei den
Angehörigen, bei den Mitschüler:innen und Freund:innen der Opfer.
Als Unabhängige Lehrer:innenvertretung (ÖLI-UG) appellieren wir
jetzt an die Politik, alles zu tun, damit das nicht wieder geschieht.
Klar ist aber auch, dass Schulen öffentliche Orte, Orte der Begegnung
und des friedlichen Miteinanders bleiben müssen. Es braucht keine
„Festung Schule“. Vielmehr braucht es das Bekenntnis zur
Gewaltprävention . Dazu gehören die Anerkennung des Anderen, das
Fördern der Beziehungskompetenzen, klare Regeln für einen friedvollen
Umgang miteinander. Wir fordern ausreichende finanzielle Ressourcen
für eine spürbare Aufstockung multiprofessioneller Teams im Bereich
Schulpsychologie und Schulsozialarbeit.
Schule ist immer eine Miniaturversion der Gesamtgesellschaft.
Deshalb müssen die verschiedenen Dimensionen gesellschaftlicher
Gewaltverhältnisse in den Blick genommen werden: direkte,
strukturelle und kulturelle Gewalt. Man denke dabei an archaische
Erziehung, geschichtliche Narrative und öffentliche Personen, die
„Rachefantasien“ medienwirksam äußern. Aus der Gewaltforschung ist
bekannt, dass nicht jeder, der Gewalt erfahren hat, zum Gewalttäter
wird, aber dass jeder Gewalttäter irgendwann selbst Gewalt erfahren
hat. Das zeigt uns, dass wir auf Gewaltprävention setzen müssen, auf
die Reduktion von Gewalterfahrungen und Verletzungen.
Jetzt ist für die Verantwortlichen die Zeit innezuhalten, zu
reflektieren, abzurüsten. Die Politik muss uns erklären, welchen
Grund es gibt, eine Schusswaffe für den privaten Gebrauch zu
besitzen, und warum die Gewaltprävention an den Schulen nicht
ausgebaut wird. Nach dem Amoklauf in Graz fällt uns keiner ein.