Heute ist ein bedeutender Tag für Österreich, denn das Land hat den symbolischen „Tag der Abhängigkeit von Kohle, Öl und Erdgas“ erreicht. Dieser Tag markiert den Punkt, an dem die Energie aus erneuerbaren Quellen für das Jahr aufgebraucht ist und Österreich für den restlichen Jahresbedarf auf fossile Energieträger angewiesen ist. Laut der Österreichischen Energieagentur werden derzeit 41 % des heimischen Energiebedarfs durch erneuerbare Energien wie Wasser, Wind, Sonne und Biomasse gedeckt. Der verbleibende Anteil von 59 % stammt aus fossilen Energieträgern, wobei Erdölprodukte mit 35 % den größten Anteil am energetischen Endverbrauch aufweisen.
Ein Blick auf die Energiequellen
Die erneuerbaren Energien sind in Österreich auf dem Vormarsch, doch der Weg zur vollständigen Unabhängigkeit ist noch lang. Während der Anteil erneuerbarer Energien im Stromsektor beeindruckende 88 % erreicht hat, sieht es in anderen Bereichen weniger erfreulich aus. Im Wärmesektor liegt der Anteil bei 40 %, und im Verkehrssektor sind es gerade einmal 13 %.
Stromsektor: Das Zugpferd der Energiewende
Der Stromsektor zeigt sich besonders dynamisch. Im Jahr 2024 wurde Österreich erstmals seit 2000 wieder zu einem Netto-Stromexporteur. Dies ist vor allem der Wasserkraft zu verdanken, die aufgrund guter Wasserführung eine überdurchschnittlich hohe Erzeugung ermöglichte. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung lag 2023 bei rund 88 %, 2024 stieg dieser Wert gar auf über 90 %.
Experten wie Günter Pauritsch von der Österreichischen Energieagentur betonen, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien im Stromsektor schnell Wirkung zeigt. Allerdings muss das Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) den Rahmen für Netze, Speicher und Flexibilität schaffen, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
Wärmesektor: Umstieg mit Herausforderungen
Der Wärmesektor, der mehr als die Hälfte des Endenergieverbrauchs ausmacht, zeigt eine verhaltenere Entwicklung. Der Ausstieg aus Gas- und Ölheizungen schreitet voran, der Absatz an Wärmepumpen steigt, doch der Anteil erneuerbarer Energie in der Raumwärme liegt erst bei rund 40 %. Besonders in urbanen Räumen und unsanierten Gebäuden besteht hoher Handlungsbedarf.
Verkehr: Elektrifizierung als Schlüssel
Der Verkehrssektor bleibt stark von fossilen Energieträgern abhängig. Der Anteil erneuerbarer Energie beträgt nur 13 %, obwohl der Anteil an Elektrofahrzeugen bei Neuzulassungen kontinuierlich steigt. Laut Statistik Austria waren Ende April 2025 knapp 220.000 rein elektrisch betriebene Pkws in Österreich unterwegs – 4,2 % des gesamten Pkw-Bestands.
Franz Angerer, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur, sieht in der Elektrifizierung der Mobilität einen unerlässlichen Schritt für die Energiewende. Andere Länder wie Norwegen und Schweden zeigen, wie die Verkehrswende gelingen kann, während Österreich noch hinterherhinkt.
Österreichs Energiezukunft: Ein Blick auf 2040
Das Projekt „Unsere Energiewelt 2040“ der Österreichischen Energieagentur bietet ein erstrebenswertes Bild der Energiezukunft. Das Szenario zeigt eine Energieversorgung mit 97 % erneuerbaren Energien, eine drastische Senkung der Importrate und eine Verringerung der Treibhausgasemissionen um 96 %.
Der Strombedarf wird sich bis 2040 voraussichtlich verdoppeln, gedeckt durch heimische Wasserkraft, Windkraft, Photovoltaik und ergänzende thermische Anlagen. Speicher und Netzausbau sind entscheidend, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
Der Weg zur Unabhängigkeit: Herausforderungen und Chancen
Der heutige Tag der Abhängigkeit verdeutlicht die noch bestehenden Lücken im Energiesystem. Der Ausbau der Erneuerbaren muss in allen Sektoren weitergehen, um Versorgungssicherheit, Unabhängigkeit und Klimaschutz zu gewährleisten. Die Entwicklungen der letzten Jahre zeigen jedoch, dass der Umbau des Energiesystems bereits im Gange ist und Fortschritte erzielt werden.
Die Pressemitteilung der Österreichischen Energieagentur macht deutlich, dass der Weg zur Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern noch lang ist, aber die Richtung stimmt. Österreich hat die Chance, Vorreiter in der Energiewende zu werden und ein nachhaltiges, klimaneutrales Energiesystem zu etablieren.