Europa steht an einem Wendepunkt, und die diesjährige Country Risk Conference der Coface Österreich könnte den Weg weisen. In einer Zeit, in der die globale Ordnung ins Wanken geraten ist, fragt sich ganz Europa: Wie kann die EU ihren Platz in dieser neuen Weltordnung finden? Am 4. Juni 2025 versammelten sich 170 der klügsten Köpfe aus Wirtschaft und Finanzwesen im Apothekertrakt des Schlosses Schönbrunn, um genau diese Frage zu diskutieren.
Die Herausforderungen Europas
Europa sieht sich derzeit mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert. Die geopolitische Landschaft hat sich verändert, und die Europäische Union muss auf diese Veränderungen reagieren, ohne ihre Werte wie Menschenwürde, Freiheit und Demokratie zu opfern. Diese Werte sind das Fundament für nachhaltiges Wachstum und Wohlstand, wie Dagmar Koch, Gastgeberin der CRC und Country Managerin der Coface Österreich, in ihrer Eröffnungsrede betonte.
Ein Superwahljahr voller Überraschungen
Das vergangene Jahr war ein Superwahljahr, das viele Überraschungen bereithielt. Und auch dieses Jahr scheint keine Ausnahme zu sein. Jarosław Jaworski, CEO Coface Central and Eastern Europe Region, betonte, dass es nun an den Managern liege, klare Strategien zu entwickeln und entschlossen zu handeln. Die Unsicherheiten auf dem Markt können zu Möglichkeiten werden, wenn man sie richtig angeht.
Der Unsicherheitsindex steigt
Christiane von Berg, Head of Economic Research Coface BeNeLux & DACH, stellte fest, dass der Unsicherheitsindex derzeit in die Höhe schnellt. Dies ist ein Maßstab dafür, wie unsicher sich die Menschen über die wirtschaftliche Zukunft fühlen. Diese Unsicherheit lähmt die Investitionen, da niemand große Entscheidungen treffen möchte, ohne zu wissen, was die Zukunft bringt. Von Berg hob jedoch hervor, dass einige europäische Länder, wie Spanien, positive Entwicklungen zeigen. Der Tourismussektor boomt, auch wenn die Industrie noch mit Herausforderungen zu kämpfen hat.
Trump und die mediale Präsidentschaft
Der US-Insider und Wahlkampfstratege Julius van de Laar zog eine erste Bilanz nach 135 Tagen Trump. Diese Präsidentschaft, so van de Laar, scheint mehr einer Netflix-Serie zu ähneln, bei der Trump als Produzent fungiert. Die Inszenierung seiner Politik und die ständigen Cliffhanger halten die Medien und die Welt in Atem.
Die neue Weltordnung
Christoph von Marschall, Journalist, Historiker und diplomatischer Korrespondent des Tagesspiegels, zeichnete in seiner Keynote ein klares Bild der neuen Weltordnung. Die bisherigen Verlässlichkeiten sind verschwunden, und Europa muss sich neu orientieren. Obwohl die EU wirtschaftlich eine Weltmacht ist, fehlt es ihr an militärischer Stärke. Seit den 90er Jahren ist die EU zu einer Krisenunion geworden, was laut von Marschall nicht sein dürfte, da es den Stabilitätspakt gibt.
Ist ein Comeback Europas möglich?
Für ein Comeback Europas, so von Marschall, braucht es eine Kooperation der entschlossenen Nationalstaaten. Diese Kooperation könnte die Grundlage für eine neue, stabile Ordnung in Europa bilden. In der anschließenden Podiumsdiskussion stellte Eva Komarek die Frage: „Was ist eigentlich noch Europa?“
Die Stärke Europas: Bildung und Innovation
Dagmar Koch betonte, dass die Stärke Europas in den Fähigkeiten der Menschen liegt. Europa hat eine Fülle an Expertise, die weltweit ihresgleichen sucht. Bettina Ludwig, Group Head of Finance, Treasury and Insurance für Kontron AG, forderte mehr Investitionen in Bildung und Innovationen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
- Investitionen in Bildung und Weiterbildung
- Bürokratieabbau
- Förderung von Innovationen
Patrick Orlet von Woom hob die Bedeutung von Qualität hervor und wünschte sich eine engere Zusammenarbeit der europäischen Länder.
Die Rolle der USA und die Zukunft Europas
Caroline Klaper von der Wienerberger AG unterstrich die Bedeutung des US-Markts. Niemand plant ohne Amerika, und die volatilen Ankündigungen der Trump-Regierung machen es schwierig, langfristige Pläne zu schmieden. Oliver Rammerstorfer von Plasser & Theurer betonte, dass Unternehmen die Freiheit brauchen, zu arbeiten und zu forschen. Politik sollte durch Investitionen unterstützen und nicht durch Vorschriften behindern.
Ein Blick in die Zukunft
Die Zukunft Europas hängt von vielen Faktoren ab. Ein entscheidender Punkt wird sein, wie gut die europäischen Länder zusammenarbeiten können, um die Herausforderungen der neuen Weltordnung zu meistern. Eine stärkere Zusammenarbeit in den deutschsprachigen Ländern und in ganz Europa könnte der Schlüssel sein, um die Krise zu überwinden und ein Comeback zu feiern.
Die Country Risk Conference 2025 hat gezeigt, dass Europa auf einem guten Weg ist. Die Diskussionen und Vorträge haben viele neue Perspektiven eröffnet und gezeigt, dass es Hoffnung für ein starkes Europa gibt. Die nächsten Jahre werden entscheidend sein, um die Weichen für die Zukunft zu stellen und die Herausforderungen zu meistern, die auf Europa zukommen.