In einer Zeit, in der die österreichische Kulturpolitik vor großen Herausforderungen steht, sorgt ein neuer Vorstoß der FPÖ für Aufsehen. Der freiheitliche Kultursprecher Wendelin Mölzer hat am 17. Juni 2025 einen Antrag eingebracht, der das Potenzial hat, die Kunst- und Kulturlandschaft Österreichs grundlegend zu verändern. Der Vorschlag: eine erweiterte steuerliche Absetzbarkeit von Kunst- und Kultursponsoring.
Was bedeutet steuerliche Absetzbarkeit?
Unter steuerlicher Absetzbarkeit versteht man die Möglichkeit, bestimmte Ausgaben von der Steuerbemessungsgrundlage abzuziehen. Das bedeutet, dass der zu versteuernde Betrag kleiner wird und somit weniger Steuern gezahlt werden müssen. Im Kontext des Kunst- und Kultursponsorings würde dies bedeuten, dass Unternehmen oder Privatpersonen, die Kunstprojekte finanziell unterstützen, einen Teil dieser Ausgaben von ihren Steuern absetzen könnten.
Die aktuelle Situation
Derzeit ist die Finanzierung von Kunst und Kultur in Österreich stark von staatlichen Subventionen abhängig. Diese Abhängigkeit führt laut Mölzer zu einer Intransparenz und einer ungewollten Einflussnahme auf die Kunstschaffenden. Der Begriff „Staatskünstler“ ist in Österreich nach wie vor weit verbreitet und beschreibt Künstler, die stark von staatlichen Förderungen abhängig sind.
In anderen Ländern, wie den USA, ist die private Kunstförderung weiter verbreitet. Dort profitieren Kunstschaffende von großzügigen Sponsorengeldern, die ihnen mehr Unabhängigkeit vom Staat verleihen. Mölzer sieht in einer ähnlichen Entwicklung eine Chance für Österreich.
Vorteile und Risiken
Die FPÖ argumentiert, dass eine stärkere private Finanzierung von Kunst und Kultur die Abhängigkeit von staatlichen Geldern reduzieren könnte. Dies könnte zu mehr Freiheit für die Kunstschaffenden führen und den Staatshaushalt entlasten. Kritiker warnen jedoch, dass eine solche Maßnahme auch Risiken birgt.
- Vorteile: Mehr Unabhängigkeit für Künstler, weniger staatlicher Einfluss, potenzielle Budgetentlastung.
- Risiken: Ungleichheit in der Förderung, Abhängigkeit von wirtschaftlichen Interessen, mögliche Vernachlässigung weniger populärer Kunstformen.
Historische Hintergründe
Die Idee der privaten Kunstförderung ist nicht neu. Schon in der Renaissance wurden Künstler von wohlhabenden Mäzenen unterstützt. Diese finanzielle Unterstützung ermöglichte es Künstlern wie Leonardo da Vinci und Michelangelo, ihre Werke zu schaffen, ohne sich um ihre Existenz sorgen zu müssen.
In der jüngeren Geschichte hat sich die Rolle des Staates in der Kunstförderung jedoch stark ausgeweitet. In vielen europäischen Ländern, einschließlich Österreich, ist der Staat der größte Förderer von Kunst und Kultur. Diese Entwicklung hat zu einer starken Abhängigkeit von öffentlichen Geldern geführt.
Ein Blick auf andere Länder
In den USA ist die private Kunstförderung weit verbreitet. Dort sind Spenden an kulturelle Institutionen steuerlich absetzbar, was zu einer starken Unterstützung durch die Privatwirtschaft führt. In Deutschland gibt es ebenfalls steuerliche Anreize für Kunstsponsoring, jedoch in einem geringeren Maß als in den USA.
Österreich könnte von diesen Modellen lernen und eine Balance zwischen staatlicher und privater Förderung finden. Dies könnte die Vielfalt und Unabhängigkeit der Kunstszene stärken, birgt jedoch auch die Gefahr, dass weniger populäre Kunstformen ins Hintertreffen geraten.
Konkrete Auswirkungen auf Bürger
Für die Bürger könnte eine solche Reform sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben. Einerseits könnte eine stärkere private Finanzierung zu einer vielfältigeren Kunstszene führen, die weniger von staatlichen Vorgaben beeinflusst wird. Andererseits besteht die Gefahr, dass Kunstprojekte, die nicht dem Mainstream entsprechen, weniger Unterstützung erhalten.
Für Unternehmen und Privatpersonen, die Kunstprojekte finanziell unterstützen, könnte die steuerliche Absetzbarkeit einen Anreiz bieten, sich stärker zu engagieren. Dies könnte zu einer breiteren Unterstützung der Kunstszene führen, die letztendlich allen Bürgern zugutekommt.
Expertenmeinungen
Dr. Julia Steiner, eine Expertin für Kulturpolitik, sieht in der vorgeschlagenen Reform sowohl Chancen als auch Herausforderungen. „Eine stärkere private Finanzierung könnte die Vielfalt und Unabhängigkeit der österreichischen Kunstszene stärken“, erklärt Steiner. „Es ist jedoch wichtig, sicherzustellen, dass auch weniger populäre Kunstformen weiterhin Unterstützung erhalten.“
Der Wirtschaftsexperte Dr. Karl Huber warnt hingegen vor möglichen Risiken. „Eine zu starke Abhängigkeit von privaten Geldern könnte dazu führen, dass wirtschaftliche Interessen die Kunstszene dominieren“, so Huber. „Es ist wichtig, eine Balance zwischen staatlicher und privater Förderung zu finden.“
Zukunftsausblick
Die vorgeschlagene Reform könnte die österreichische Kunst- und Kulturszene grundlegend verändern. Sollte der Antrag der FPÖ angenommen werden, könnte dies zu einer stärkeren privaten Finanzierung führen, die mehr Unabhängigkeit und Vielfalt ermöglicht. Gleichzeitig ist es wichtig, sicherzustellen, dass auch weniger populäre Kunstformen weiterhin Unterstützung finden.
Die Diskussion um die steuerliche Absetzbarkeit von Kunst- und Kultursponsoring wird sicherlich weitergehen. Es bleibt abzuwarten, wie der Nationalrat auf den Antrag reagieren wird und ob Österreich in Zukunft einen stärkeren Fokus auf private Kunstförderung legen wird.
Politische Zusammenhänge
Die FPÖ hat sich in der Vergangenheit immer wieder für eine Reduzierung staatlicher Eingriffe in verschiedene Bereiche eingesetzt. Der aktuelle Antrag steht in dieser Tradition und könnte als Teil einer größeren Strategie zur Förderung privater Initiativen gesehen werden.
Die Diskussion um die steuerliche Absetzbarkeit von Kunst- und Kultursponsoring könnte auch Auswirkungen auf die politische Landschaft haben. Sollte der Antrag angenommen werden, könnte dies zu einer stärkeren Unterstützung der FPÖ bei Wählern führen, die eine Reduzierung staatlicher Eingriffe befürworten.
Es bleibt abzuwarten, wie die anderen Parteien auf den Antrag reagieren werden und ob es zu einer breiten Unterstützung im Nationalrat kommen wird.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob Österreich tatsächlich einen neuen Kurs in der Kunst- und Kulturförderung einschlagen wird. Bis dahin bleibt die Diskussion um die steuerliche Absetzbarkeit von Kunst- und Kultursponsoring ein spannendes Thema, das viele Fragen aufwirft und die Gemüter erhitzt.