Die österreichische Gaswirtschaft steht an der Schwelle zu einer revolutionären Veränderung, die das Potenzial hat, die gesamte Energieversorgung des Landes nachhaltig zu transformieren. Am 12. Juni 2025 verkündete der Fachverband Gas Wärme, dass Österreich bereit ist, den nächsten großen Schritt in eine klimaneutrale Zukunft zu gehen. Zahlreiche Projekte zur Integration von grünem Gas, darunter Biomethan und Wasserstoff, sind in Planung und warten auf ihre Umsetzung. Diese Initiative könnte das Gesicht der österreichischen Energieversorgung für immer verändern.

Die Vision einer klimaneutralen Zukunft

Peter Weinelt, Obmann des Fachverbands Gas Wärme und Generaldirektor der Wiener Stadtwerke, fasste die positive Stimmung für den Energieträger Grünes Gas auf dem Zukunftsforum Grünes Gas 2025 in Wien zusammen. “Wir haben eine Vision einer klimaneutralen Energiezukunft, und Grünes Gas bietet dafür Lösungen”, sagte Weinelt. Diese Vision ist jedoch nur dann realisierbar, wenn die notwendigen Schritte unternommen werden, um ins Tun zu kommen.

Die ersten Schritte beinhalten die Schaffung klarer gesetzlicher Rahmenbedingungen, die der heimischen Gaswirtschaft Planungs- und Investitionssicherheit bieten. Dazu gehören das Erneuerbaren-Gase-Gesetz (EGG) und die Berücksichtigung von Gasprojekten im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EABG). Im Regierungsprogramm wird betont, dass diese Leuchtturm-Gesetze bis zum Sommer 2025 priorisiert umgesetzt werden sollen. “Mit klaren Spielregeln können wir unsere Potenziale heben”, betonte Weinelt.

Wasserstoff: Österreichs Schlüsselrolle in Europa

Stefan Wagenhofer, Präsident der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) und Geschäftsführer der Gas Connect Austria, hob die Chancen hervor, die Wasserstoff für Österreich bietet. Aufgrund seiner strategischen Lage im Herzen Europas hat Österreich das Potenzial, sich als zentrale Wasserstoffdrehscheibe zu positionieren. “Wir haben durch unsere Anbindung an internationale Leitungen und verfügbaren Speicherraum gute Voraussetzungen”, erklärte Wagenhofer. Die Transformation des Gasnetzes muss nun mit Nachdruck und klarem politischen Willen vorangetrieben werden.

Er forderte rasche Marktregelungen zum Aufbau des Wasserstoffmarktes in Österreich und zur Finanzierung des H2-Startnetzes im Speziellen. Dies sind wesentliche Schritte, um Österreichs Position als Drehscheibe zu festigen und die Energiewende voranzutreiben.

Ein Blick über die Grenzen: Das Beispiel Dänemark

Während Österreich noch über erneuerbares Gas diskutiert, haben andere Länder wie Dänemark bereits Fakten geschaffen. Dänemark plant, bis 2030 vollständig mit den grünen Gasen Biomethan oder Wasserstoff versorgt zu sein und seine Überschüsse zu exportieren. Der Anteil von Biomethan im österreichischen Gasnetz beträgt hingegen nur 0,3 Prozent. Dänemark ist heute ein Vorreiter bei nachhaltig gewonnener Energie.

Lorenz Strimitzer, Leiter der Servicestelle Erneuerbare Gase, betonte, dass der Hochlauf von Grünen Gasen nicht nur nachahmenswert, sondern auch möglich sei. “Viele EU-Länder zeigen vor, dass ein relevanter Markthochlauf von Biomethan im Gasnetz innerhalb weniger Jahre gelingen kann”, sagte Strimitzer. Die richtigen Rahmenbedingungen und Planbarkeit für Unternehmen sind hierfür die wichtigsten Grundvoraussetzungen.

Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit

Der Ausbau von Grünen Gasen in Österreich ist nicht nur ein Schritt in Richtung Klimaneutralität, sondern auch ein wichtiger Beitrag zur Versorgungssicherheit. “Wir haben viele Lösungen auf dem Tisch: Sei es die Erzeugung von Wasserstoff zur Sektorkopplung von Strom und Gas, sei es die Nutzung und Umrüstung der bestehenden Gas-Infrastruktur und der gut ausgebauten Gasspeicher Richtung Wasserstoff oder sei es der Einsatz von Biomethan aus regionalen Reststoffen, um die Abhängigkeit von fossilen Gasen zu verringern”, erklärte Weinelt.

Die Energiewende erfordert ein gut balanciertes Zusammenspiel von Elektronen und Molekülen, also zwischen nachhaltiger Erzeugung und Speichern. Dazu darf das Energiesystem nicht länger in den Sparten Strom, Wärme oder Gas getrennt gedacht werden, sondern muss sektorübergreifend weiterentwickelt werden.

Gas als Schlüssel zur umweltbewussten Energieversorgung

Gas nimmt in der umweltbewussten Energieversorgung eine Schlüsselrolle ein. Es lässt sich effizient und komfortabel fürs Heizen, die Warmwasserbereitung, Kälte- und Stromerzeugung und als Kraftstoff für Automobile einsetzen. Gas verbrennt ohne Feinstaub und Partikel und ist damit der emissionsärmste fossile Energieträger. Mit Biomethan aus biogenen Reststoffen, synthetischem Methan (SNG) als erneuerbaren Stromquellen und Wasserstoff bietet Gas auch grüne Alternativen.

Ein Zukunftsausblick: Die nächsten Schritte

Die Zukunft der österreichischen Gaswirtschaft ist vielversprechend, aber auch herausfordernd. Die Integration von grünem Gas erfordert nicht nur technologische Innovationen, sondern auch politische Unterstützung und gesellschaftliches Engagement. Die kommenden Jahre werden entscheidend dafür sein, ob Österreichs Vision einer klimaneutralen Energiezukunft Realität wird.

Experten sind sich einig, dass die Transformation nur gelingen kann, wenn alle Akteure – von der Politik über die Wirtschaft bis hin zur Bevölkerung – an einem Strang ziehen. “Die Energiewende ist kein Selbstläufer”, warnt ein Energieexperte. “Sie erfordert Entschlossenheit, Mut und die Bereitschaft, neue Wege zu gehen.”

Die österreichische Gaswirtschaft steht bereit, ihren Beitrag zu leisten. Die kommenden Monate werden zeigen, ob die gesetzten Ziele erreicht werden können und Österreichs Rolle als Vorreiter in der Energiewende gestärkt wird.