In einer Zeit, in der die Globalisierung unaufhaltsam voranschreitet, werden Logistikzentren und Häfen zu den Nervensträngen der Weltwirtschaft. Am 24. November 2025 wird im Erich-Brost-Pavillon auf der Zeche Zollverein in Essen eine besondere Ehrung stattfinden, die die Bedeutung dieser Infrastruktur ins Rampenlicht rückt. Die Brost-Stiftung verleiht den renommierten Brost-Ruhr-Preis 2025 an zwei herausragende Persönlichkeiten, die die europäische Logistiklandschaft nachhaltig geprägt haben: Markus Bangen, Vorstandsvorsitzender der Duisburger Hafen AG, und Boudewijn Siemons, CEO der Port of Rotterdam Authority.
Die Giganten der Logistik: Duisburg und Rotterdam
Die Städte Duisburg und Rotterdam sind mehr als nur geografische Punkte auf der Landkarte. Sie sind die pulsierenden Herzen des europäischen Güterverkehrs. Duisburg, bekannt als der weltweit größte Binnenhafen, und Rotterdam, Europas größter Seehafen, bilden gemeinsam ein logistisches Rückgrat, das unzählige Warenströme lenkt. Diese Häfen sind nicht nur Umschlagplätze für Güter, sondern auch Synonyme für Effizienz und Innovation im internationalen Warenverkehr.
Eine historische Verbindung
Die Zusammenarbeit zwischen Duisburg und Rotterdam ist nicht neu. Sie wurzelt tief in der Geschichte der europäischen Industrialisierung. Schon im 19. Jahrhundert war der Rhein eine der wichtigsten Handelsrouten, die Kohle und Stahl aus dem Ruhrgebiet in die Welt exportierte. Heute, im 21. Jahrhundert, haben sich die Aufgaben der Häfen verändert, doch ihre Bedeutung ist ungebrochen groß. Die Verbindung dieser beiden Häfen zeigt eindrucksvoll, wie aus Konkurrenz Kooperation werden kann – ein Modell, das Schule machen sollte.
Ein Preis für außergewöhnliche Partnerschaft
Der Brost-Ruhr-Preis, der seit 2020 jährlich verliehen wird, ist eine Auszeichnung für herausragende Leistungen, die das Ruhrgebiet stärken und über seine Grenzen hinauswirken. Markus Bangen und Boudewijn Siemons stehen für eine solche Leistung. Ihre Arbeit hat nicht nur die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit ihrer Häfen gesteigert, sondern auch die europäische Integration im Logistiksektor vorangetrieben.
Prof. Bodo Hombach, Vorstand der Brost-Stiftung, betont in seiner Laudatio die Bedeutung dieser Partnerschaft: “Duisburg und Rotterdam zeigen, wie sehr das Ruhrgebiet mit der Welt verflochten ist. Zwei Häfen – ein Organismus. Zwei Chefs – ein Erfolg.” Diese Worte unterstreichen das Vertrauen und die Zusammenarbeit, die zwischen den beiden Hafenchefs besteht.
Die unvollendete Betuwe-Linie: Ein Symbol europäischer Versäumnisse
Doch so erfolgreich die Zusammenarbeit auch ist, sie ist nicht ohne Herausforderungen. Ein prominentes Beispiel ist die Betuwe-Linie, eine Bahnstrecke, die Rotterdam mit dem Ruhrgebiet verbinden soll. Diese Linie, die als essenziell für den reibungslosen Gütertransport gilt, ist bislang unvollendet. Hombach kritisiert diesen Zustand und nennt die Betuwe-Linie ein Symbol für europäische Versäumnisse: “Europa ist so stark wie sein schwächstes Gleis – und das führt derzeit in die deutsche Bürokratie.”
Die Auswirkungen auf Bürger und Wirtschaft
Warum ist die Verbindung zwischen Duisburg und Rotterdam so wichtig für den Durchschnittsbürger? Die Antwort liegt in der allgegenwärtigen Präsenz von Gütern aus aller Welt in unserem Alltag. Alles, von elektronischen Geräten bis zu Lebensmitteln, durchläuft diese logistischen Knotenpunkte. Eine effizientere Verbindung zwischen diesen Häfen könnte die Lieferketten verkürzen und die Kosten für Konsumenten senken.
Darüber hinaus stärkt eine gut funktionierende Logistik die Wettbewerbsfähigkeit Europas auf dem globalen Markt. Sie schafft Arbeitsplätze und sichert die wirtschaftliche Stabilität der Region. Die Häfen sind nicht nur für den Güterverkehr entscheidend, sondern auch für den Tourismus und die lokale Wirtschaftsentwicklung. Sie ziehen Investitionen an und fördern Innovationen in der Logistikbranche.
Ein Blick in die Zukunft
Die Zukunft der Logistik hängt stark von technologischen Entwicklungen ab. Digitalisierung und Automatisierung sind Schlagworte, die die Branche revolutionieren. Die Häfen von Duisburg und Rotterdam sind bereits Vorreiter in der Implementierung smarter Technologien, die den Warenverkehr effizienter und umweltfreundlicher gestalten sollen. Die Einführung von KI-gesteuerten Systemen zur Optimierung von Lager- und Transportprozessen ist ein Beispiel dafür, wie diese Häfen die Zukunft gestalten.
Experten sind sich einig, dass die Entwicklung nachhaltiger Logistiklösungen unerlässlich ist. Dr. Anna Müller, Logistikexpertin an der Universität Duisburg-Essen, erklärt: “Die Integration von grünen Technologien in die Hafenlogistik wird entscheidend sein, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren und den ökologischen Fußabdruck zu minimieren.”
Fazit: Ein Vorbild für Europa
Die Auszeichnung von Markus Bangen und Boudewijn Siemons mit dem Brost-Ruhr-Preis 2025 ist mehr als nur eine persönliche Ehrung. Sie ist ein Signal für die Bedeutung von Kooperation und Innovation in einer globalisierten Welt. Die Häfen von Duisburg und Rotterdam zeigen, wie durch strategische Zusammenarbeit und politische Unterstützung Modellprojekte entstehen können, die den gesamten Kontinent voranbringen.
Die Preisverleihung am 24. November 2025 wird daher nicht nur eine Feier der bisherigen Erfolge sein, sondern auch ein Ausblick auf die Möglichkeiten, die durch gemeinsames Handeln entstehen. Es ist ein Aufruf an die europäische Politik, die notwendigen Infrastrukturprojekte zu vollenden und die Weichen für eine starke, vernetzte Zukunft zu stellen.