Die österreichische Finanzwelt steht vor einer entscheidenden Wende: Mit dem Ende der Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung (KIM) am 30. Juni 2025 öffnet sich ein neues Kapitel für Kreditnehmer und Banken. Doch was bedeutet das konkret für den Otto Normalverbraucher und die Wirtschaft? Wir haben die Hintergründe, Expertenmeinungen und Zukunftsaussichten für Sie zusammengefasst.
Was war die KIM-Verordnung?
Die KIM-Verordnung wurde eingeführt, um die Stabilität des Immobilienmarktes zu gewährleisten und Finanzierungsausfälle bei Eigenheim-Krediten zu minimieren. Diese Regelung, die ursprünglich auf Zeit angelegt war, erforderte von Banken strenge Bonitätsprüfungen und setzte Grenzen für die Vergabe von Krediten. Ziel war es, eine Immobilienblase zu vermeiden und die Finanzstabilität zu sichern.
Die Rolle der Oesterreichischen Nationalbank
Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) spielte eine zentrale Rolle bei der Einführung und Überwachung der KIM-Verordnung. In ihrem aktuellen Gutachten bestätigt die OeNB, dass kein systemisches Risiko mehr besteht, was das Auslaufen der Verordnung unterstützt. Die Ausfallsquoten sind niedrig, und der Markt zeigt keine Anzeichen einer Überhitzung.
Warum jetzt das Auslaufen?
ÖVP-Finanzsprecher Andreas Ottenschläger betonte, dass die KIM-Verordnung von Anfang an nur als temporäre Maßnahme gedacht war. Die aktuellen Daten zeigen, dass die befürchteten Finanzierungsausfälle ausgeblieben sind. “Es gibt keinen Bedarf mehr für dieses Regulierungsinstrument”, so Ottenschläger. Diese Einschätzung teilt auch die OeNB, die keine gesetzliche Grundlage mehr für die KIM-Verordnung sieht.
Die Haltung der Finanzmarktaufsicht (FMA)
Obwohl die Verordnung ausläuft, plant die FMA, die Regelungen der KIM-Verordnung per Rundschreiben als Maßstab beizubehalten. Dies ist zwar nicht gesetzlich bindend, könnte aber in der Praxis zu einem erheblichen bürokratischen und finanziellen Mehraufwand für Banken führen, die sich nicht daran halten. Dies wiederum könnte Auswirkungen auf die Kreditnehmer haben, die ein Eigenheim finanzieren wollen.
Auswirkungen auf die Bauwirtschaft
Die Bauwirtschaft ist ein wesentlicher Motor für die österreichische Konjunktur. Eine Deregulierung könnte den Bau von Eigenheimen ankurbeln und damit die Wirtschaft beleben. Ottenschläger hebt hervor, dass die Volkspartei für Deregulierung steht, um jungen Familien das Schaffen von Eigentum zu erleichtern.
Expertenmeinungen
Finanzexperte Dr. Markus Huber von der Universität Wien erklärt: “Die Aussetzung der KIM-Verordnung könnte zu einem Aufschwung auf dem Immobilienmarkt führen. Banken werden flexibler in der Kreditvergabe, was den Zugang zu Eigenheimen erleichtert. Dies könnte besonders für junge Familien von Vorteil sein.”
Allerdings warnt er auch vor möglichen Risiken: “Eine zu lockere Kreditvergabe könnte langfristig zu einer Überschuldung führen, wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sich ändern. Daher ist eine ausgewogene Regulierung weiterhin wichtig.”
Vergleich mit anderen Ländern
Ein Blick über die Grenzen zeigt, dass ähnliche Maßnahmen auch in anderen europäischen Ländern ergriffen wurden. In Deutschland beispielsweise reguliert die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Vergabe von Immobilienkrediten, um Marktüberhitzungen zu vermeiden. Dennoch sind die Regelungen dort weniger strikt als in Österreich, was zu einem lebhafteren Immobilienmarkt geführt hat.
Konkrete Auswirkungen auf Bürger
Für den Einzelnen bedeutet das Auslaufen der KIM-Verordnung mehr Spielraum bei der Kreditvergabe. Banken könnten flexibler auf individuelle Bonitäten eingehen, was insbesondere Erstkäufern zugutekommt. Doch Vorsicht ist geboten: Ohne die strengen Regelungen der KIM-Verordnung müssen Kreditnehmer selbst darauf achten, sich nicht zu übernehmen.
Zukunftsausblick
Die Zukunft des österreichischen Immobilienmarktes hängt stark von der Umsetzung der geplanten Deregulierung ab. Sollten Banken verantwortungsvoll agieren und die FMA ihre angekündigten Rundschreiben effektiv einsetzen, könnte dies zu einem stabilen und wachsenden Markt führen. Finanzstaatssekretärin Barbara Eibinger-Miedl betont, dass die beste Unterstützung für die Menschen darin besteht, die Rahmenbedingungen zu optimieren und Hürden abzubauen.
Politische Zusammenhänge
Der Schritt zur Deregulierung passt in das politische Bild der ÖVP, die sich für eine stärkere Eigenverantwortung der Bürger und weniger staatliche Eingriffe einsetzt. Diese Haltung wird auch von der Opposition kritisch beäugt, die vor möglichen Risiken einer unkontrollierten Kreditvergabe warnt.
Insgesamt bleibt abzuwarten, wie sich der Markt nach dem Auslaufen der KIM-Verordnung entwickeln wird. Sicher ist jedoch, dass die nächsten Monate entscheidend für die Zukunft des österreichischen Immobiliensektors sein werden.
Bleiben Sie dran und verfolgen Sie die aktuellen Entwicklungen weiter auf OTS.