Österreich erlebt im April 2025 ein Energie-Wunder: Nach fünf langen Monaten der Abhängigkeit von Stromimporten ist das Land wieder eigenständig und sogar im Stande, Strom zu exportieren. Diese positive Wende markiert einen wichtigen Meilenstein in der österreichischen Energiepolitik und wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen und Erfolge der heimischen Energiewirtschaft.
Der Sprung zurück zum Export
Im April 2025 konnte Österreich einen Stromüberschuss von 164 Gigawattstunden (GWh) verzeichnen. Diese beeindruckende Zahl mag für viele abstrakt klingen, doch sie steht für eine Trendwende, die nach Monaten der Importe dringend notwendig war. Seit November 2024 war Österreich gezwungen, kontinuierlich Strom aus dem Ausland zu beziehen, was nicht nur wirtschaftliche, sondern auch sicherheitspolitische Fragen aufwarf.
Ein Blick zurück: Warum der Import?
Im Vorjahr, April 2024, exportierte Österreich noch satte 934 GWh, dank hervorragender Bedingungen für die Wasserkraft, die damals den Hauptanteil der erneuerbaren Energieproduktion ausmachte. Doch was hat sich geändert? Die Antwort liegt in den natürlichen Ressourcen: Niederschläge waren im April 2025 um 21,3 Prozent geringer als im Vorjahr, was die Wasserkraftproduktion erheblich beeinträchtigte.
Der Rückgang bei der Wasserkraft ist signifikant: Mit 2.152 GWh bleibt sie zwar die dominierende Kraft unter den erneuerbaren Energien, verzeichnete jedoch einen Rückgang von 10,3 Prozent im Vergleich zu 2024. Auch die Windkraft und Photovoltaik leisteten ihren Beitrag, wobei die Windenergie um 7,4 Prozent und die Photovoltaik um 2,4 Prozent zulegte.
Ein starkes Netz als Rückgrat der Energiewende
Der April 2025 unterstreicht die Bedeutung eines robusten Stromnetzes, das nicht nur in der Lage ist, Schwankungen in der Produktion auszugleichen, sondern auch den Transport von Strom dorthin sicherzustellen, wo er benötigt wird. Hierbei spielt die Austrian Power Grid AG (APG) eine Schlüsselrolle. Die APG ist verantwortlich für die sichere Stromversorgung und das Management des Energietransfers innerhalb Österreichs.
„Ein gut ausgebautes Stromnetz ist nicht alles, aber alles ist nichts ohne ein starkes Netz“, betont Gerhard Christiner, Vorstandssprecher der APG. Diese Aussage trifft den Kern des Problems: Ohne ein leistungsfähiges Netz können selbst die besten Produktionskapazitäten nicht optimal genutzt werden.
Redispatch-Maßnahmen: Ein teures Muss
Um Überlastungen im Netz zu vermeiden, mussten im April an 16 Tagen Redispatch-Maßnahmen ergriffen werden. Diese Maßnahmen, die den gezielten Einsatz von Kraftwerken zur Netzstabilisierung umfassen, verursachten Kosten von 5,2 Millionen Euro – eine Belastung, die letzten Endes die Stromkunden tragen müssen.
Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Notwendigkeit solcher Maßnahmen deutlich an. 2024 waren es 52 Tage, an denen Redispatching erforderlich war, während es in den ersten vier Monaten 2025 bereits 71 Tage waren. Diese Zahlen verdeutlichen die Dringlichkeit, die Netzkapazitäten weiter auszubauen.
Verantwortungsvoller Umgang mit Energie
Der Stromverbrauch in Österreich lag im April 2025 bei 4.126 GWh, was einem Rückgang von 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Dieser Rückgang zeigt, dass die Bemühungen um energieeffizientes Verhalten Früchte tragen. Die APG bietet mit ihrem Powermonitor ein Tool, das den Bürgern hilft, die effektivsten Stromsparzeiten zu identifizieren und so aktiv zur CO2-Reduktion beizutragen.
Ein Blick in die Zukunft
Die Herausforderungen der Energiewende sind groß, doch Österreich ist gut aufgestellt, um diese zu meistern. Die geplanten Investitionen der APG von 630 Millionen Euro im Jahr 2025 sind ein wichtiger Schritt, um die Infrastruktur zu modernisieren und die Abhängigkeit von Importen weiter zu reduzieren. Insgesamt plant die APG, bis 2034 rund 9 Milliarden Euro in den Ausbau der Netzinfrastruktur zu investieren.
„Wir müssen die erneuerbaren Energien effizient ins System integrieren“, erklärt Christiner. Dazu gehören nicht nur der Ausbau der Netze, sondern auch die Entwicklung von Speicherkapazitäten und Reservekraftwerken.
Die Rolle der Bundesländer
Die Energiewende ist ein nationales Projekt, das jedoch auf regionaler Ebene umgesetzt werden muss. Im April 2025 leisteten Niederösterreich mit 407 GWh und das Burgenland mit 275 GWh die höchsten Einspeisungen ins Netz. Diese Regionen sind Vorreiter in der Nutzung erneuerbarer Energien und zeigen, wie regionale Unterschiede effektiv genutzt werden können.
Ein nationaler Kraftakt
Die Transformation des Energiesystems ist ein nationaler Kraftakt, der die Zusammenarbeit aller Akteure erfordert. Die APG spielt dabei eine zentrale Rolle, indem sie den Energieaustausch zwischen den Bundesländern managt und so eine stabile Versorgung sicherstellt.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass Österreich auf einem guten Weg ist, die Herausforderungen der Energiewende zu meistern. Der April 2025 ist ein Beweis dafür, dass mit den richtigen Maßnahmen und Investitionen ein nachhaltiges, sicheres und unabhängiges Energiesystem möglich ist. Doch der Weg ist noch lang, und es bedarf weiterer Anstrengungen, um die gesteckten Ziele zu erreichen.