Die vergangenen Jahre haben die weltweiten Lieferketten stark belastet. Von Halbleitern über Baumaterialien bis hin zu Metallen: Zahlreiche Rohstoffe sind knapper geworden − und ihre Preise stiegen damit in die Höhe.
Besonders kleine und mittelständische Unternehmen stehen damit vor der Frage, wie sie auf diese Herausforderungen reagieren sollen. Während manche Unternehmen ihre Produktion drosseln oder nach alternativen Bezugsquellen suchen, sehen andere in der Krise auch eine Chance, sich durch strategische Maßnahmen widerstandsfähiger aufzustellen.
Österreichische Unternehmen, die stark vom Export abhängen, spüren die globalen Verwerfungen besonders deutlich. Laut einer Umfrage der Wirtschaftskammer Österreich geben über 60 Prozent der befragten Betriebe an, dass die steigenden Rohstoffpreise ihre Wettbewerbsfähigkeit erheblich beeinträchtigen. Zudem erschweren volatile Energiepreise und geopolitische Unsicherheiten die langfristige Planung.
Doch welche Lösungsansätze gibt es, um mit den aktuellen Herausforderungen umzugehen?
Effiziente Lagerhaltung und alternative Materialien als Lösung
Eine zentrale Maßnahme vieler Unternehmen besteht in der Optimierung ihrer Lagerhaltung. Während früher die „Just-in-Time“-Lieferketten dominiert haben, setzen nun immer mehr Betriebe auf größere Lagerbestände, um Engpässe zu überbrücken. Dieser Trend lässt sich besonders in der Bauindustrie und der Automobilbranche beobachten. In diesen Branchen verursachen Produktionsstopps durch fehlende Materialien massive wirtschaftliche Einbußen.
Zusätzlich wächst das Interesse an alternativen Werkstoffen. So greifen einige Unternehmen verstärkt auf recycelte Materialien oder nachwachsende Rohstoffe zurück. Ein Beispiel ist der Einsatz von recyceltem Aluminium und Stahlin der Industrie, um von den volatilen internationalen Märkten unabhängiger zu werden. Auch 3D-Druck-Verfahren gewinnen an Bedeutung. Diese ermöglichen eine flexiblere und kosteneffizientere Fertigung.
Ein weniger beachteter, aber strategisch dennoch bedeutender Faktor, stellt die Lagerung von Edelmetallen dar. Bestimmte Edelmetalle wie Platin und Palladium werden in der Automobil- und Elektronikindustrie für Katalysatoren und Leiterplatten benötigt. Angesichts von Lieferengpässen setzen einige Unternehmen darauf, sich durch eigene Lagerbestände langfristig gegen die starken Preisschwankungen abzusichern. Dies wird besonders von Betrieben praktiziert, die in hohem Maße von Edelmetallen abhängig sind.
Technologische Innovationen als Schlüssel zur Resilienz
Neben der Materialbeschaffung spielt die Digitalisierung eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung des Rohstoffmangels.
Die Unternehmen investieren zunehmend in intelligente Supply-Chain-Systeme, die Engpässe frühzeitig erkennen und alternative Beschaffungswege aufzeigen. Durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz und Big Data lassen sich die Bedarfsanalysen optimieren, sodass die Rohstoffe effizienter eingesetzt und die Kosten gesenkt werden können.
Ein weiteres wichtiges Thema ist in diesem Zusammenhang die Kreislaufwirtschaft. Große Industriebetriebe setzen bereits verstärkt auf das Urban Mining − also das Recycling wertvoller Rohstoffe aus alten Produkten. So wird beispielsweise Kupfer aus ausgedienten Kabeln oder Gold aus alten Elektronikgeräten rückgewonnen und erneut verwendet. Diese Praxis könnte in Zukunft eine noch größere Rolle spielen, wenn es darum geht, die Abhängigkeit von Primärrohstoffen zu reduzieren.
Rohstoffunabhängigkeit durch regionale Lieferketten
Einen langfristigen Lösungsansatz für KMU bietet darüber hinaus die verstärkte Regionalisierung der Lieferketten.
Während in der Vergangenheit viele Unternehmen vor allem auf günstige, aber weit entfernte Produktionsstandorte gesetzt haben, zeigt sich mittlerweile ein Umdenken. Europäische Zulieferer gewinnen an Bedeutung, da sie in der Regel stabilere Lieferbedingungen bieten als asiatische oder amerikanische Partner.
Diese Entwicklung wird auch durch staatliche Förderprogrammen unterstützt. In Österreich gibt es beispielsweise bereits Investitionszuschüsse für Betriebe, die ihre Wertschöpfungsketten zurück ins Inland verlagern. Auch steuerliche Anreize für Unternehmen, die umweltfreundliche und nachhaltige Rohstoffe nutzen, sind Teil der Strategie, die heimische Wirtschaft widerstandsfähiger zu machen.
Unternehmen müssen flexibel bleiben
Der aktuelle Rohstoffmangel stellt KMU vor erhebliche Herausforderungen. Er eröffnet aber auch neue Möglichkeiten.
Unternehmen, die ihre Lieferketten überdenken, in nachhaltige Alternativen investieren und technologische Innovationen nutzen, können sich langfristig einen wichtigen Wettbewerbsvorteil verschaffen.
Letztendlich wird sich der Markt weiter verändern und Firmen, die sich frühzeitig anpassen, werden widerstandsfähiger gegenüber kommenden Krisen.