Österreich und Kuwait haben am 17. Juni 2025 ein wegweisendes Steuerabkommen unterzeichnet, das die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern auf eine neue Stufe hebt. Im prächtigen Winterpalais in Wien setzten Botschafter Talal Sulaiman Al-Fassam und die österreichische Finanzstaatssekretärin Barbara Eibinger-Miedl ihre Unterschriften unter das Änderungsprotokoll zum bestehenden Doppelbesteuerungsabkommen (DBA). Doch was steckt wirklich hinter dieser Vereinbarung, die als Meilenstein in der internationalen Steuerpolitik gefeiert wird?
Was bedeutet Doppelbesteuerung?
Doppelbesteuerung tritt auf, wenn ein und derselbe Einkommensbetrag in mehr als einem Land besteuert wird. Dies kann sowohl für Unternehmen als auch für Einzelpersonen zu erheblichen finanziellen Belastungen führen. Um dies zu vermeiden, schließen Länder Doppelbesteuerungsabkommen (DBA), die regeln, welches Land in welchem Umfang Steuern erheben darf. Das bestehende DBA zwischen Österreich und Kuwait wurde bereits 2002 eingeführt, doch die jüngsten Änderungen passen es an die internationalen Standards an und schließen bestehende Schlupflöcher.
Internationale Standards und neue Regeln
Mit dem neuen Protokoll werden internationale Standards in das Abkommen integriert. Diese Standards zielen darauf ab, Steuervermeidungsstrategien einzudämmen und die Zusammenarbeit zwischen den Steuerbehörden zu stärken. Besonders im Fokus steht die Einführung eines Quellensteuersatzes von 10 Prozent auf Portfoliodividenden. Bisher konnten Kapitalerträge aus Österreich nach Kuwait ohne Abzug einer solchen Steuer fließen, was missbräuchliche Gestaltungen, wie die berüchtigten Cum-Ex-Geschäfte, begünstigte.
Warum ist Kuwait ein Sonderfall?
Kuwait ist bekannt für seine niedrigen Steuersätze. Diese sind so niedrig, dass sie oft als Steuerparadies wahrgenommen werden. In der Vergangenheit führte dies dazu, dass Gewinne in Kuwait nicht angemessen besteuert wurden, was zu einer sogenannten doppelten Nichtbesteuerung führte. Mit dem neuen Abkommen wird die Befreiungsmethode durch eine Anrechnungsmethode ersetzt, wodurch in Kuwait entrichtete Steuern auf die österreichische Steuerlast angerechnet werden. Dies verhindert, dass Einkünfte vollständig steuerfrei bleiben.
Was bedeutet das für österreichische Unternehmen?
Österreichische Unternehmen, die in Kuwait tätig sind oder dort investieren wollen, müssen sich auf Änderungen einstellen. Die Einführung der Quellensteuer auf Dividenden bedeutet, dass Gewinne nun teilweise in Österreich versteuert werden müssen, auch wenn sie in Kuwait erwirtschaftet wurden. Dies könnte die Attraktivität Kuwaits als Investitionsstandort mindern, könnte aber auch zu einer faireren Besteuerung führen.
- Mehr Transparenz: Die neuen Regeln schaffen mehr Transparenz bei der Besteuerung von Gewinnen.
- Investitionsanreize: Trotz der neuen Steuern könnten Unternehmen von neuen Investitionsanreizen profitieren, die durch die verbesserte wirtschaftliche Zusammenarbeit entstehen.
- Stärkung der Steuerbehörden: Die Zusammenarbeit zwischen den Steuerbehörden beider Länder wird intensiviert, um Steuerhinterziehung und -vermeidung zu bekämpfen.
Expertenmeinungen zur Steuerreform
Ein fiktiver Steuerexperte, Dr. Hans Müller, kommentiert: „Das neue Abkommen ist ein Schritt in die richtige Richtung. Es schafft nicht nur mehr Transparenz, sondern verhindert auch, dass Steuerschlupflöcher ausgenutzt werden. Dies ist ein wichtiger Meilenstein in der internationalen Steuerpolitik.“
Historischer Kontext und Vergleich
Die Verhandlungen über die Änderungen begannen bereits 2018 und wurden im Mai 2025 erfolgreich abgeschlossen. Solche langwierigen Verhandlungen sind nicht unüblich, wenn es um internationale Steuerabkommen geht. Ein Vergleich mit ähnlichen Abkommen, wie dem zwischen Österreich und Deutschland, zeigt, dass die Anpassung an internationale Standards ein globaler Trend ist, der von vielen Ländern verfolgt wird, um faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen.
Zukunftsausblick
Mit der heutigen Unterzeichnung wird der Weg für eine zeitgemäße und faire Zusammenarbeit im Steuerbereich geebnet. Österreich und Kuwait senden ein starkes Signal an die internationale Gemeinschaft, dass sie bereit sind, sich den Herausforderungen der modernen Wirtschaft zu stellen und sich aktiv an der Gestaltung einer gerechten Steuerpolitik zu beteiligen.
Die Auswirkungen auf die Bürger beider Länder könnten erheblich sein, da die neuen Regelungen zu mehr Steuergerechtigkeit führen sollen. Für Österreich bedeutet dies, dass Gewinne nicht mehr ohne angemessene Besteuerung ins Ausland fließen können, während Kuwait seine Attraktivität als Investitionsstandort durch transparente und faire Steuerpraktiken bewahren kann.
Die vollständige Pressemitteilung des Bundesministeriums für Finanzen finden Sie hier.