Am 11. Juni 2025 endete eine der spannendsten Budgetberatungen der letzten Jahre im österreichischen Parlament. Der Budgetausschuss, geleitet von Finanzminister Markus Marterbauer, diskutierte intensiv über die Budgets der Jahre 2025 und 2026. Diese Beratungen sind von entscheidender Bedeutung für die wirtschaftliche Zukunft Österreichs und werfen viele Fragen auf, insbesondere in Bezug auf die geplanten Maßnahmen zur Betrugsbekämpfung und die steigenden EU-Beiträge.
Wirtschaftliche Prognosen: Ein schmaler Grat
Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) prognostiziert für 2025 einen leichten Anstieg des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,2 %. Diese Zahl mag auf den ersten Blick beruhigend erscheinen, doch Andreas Hanger von der ÖVP warnte, dass dies weit entfernt von einer Entwarnung sei. Finanzminister Marterbauer plant, eine weitere Einschätzung basierend auf der Juni-Prognose des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) abzuwarten.
Historisch gesehen haben solch geringe Wachstumsraten in der Vergangenheit zu Unsicherheiten auf den Märkten geführt. In den 1990er Jahren etwa, als Österreich ähnliche Wachstumsraten verzeichnete, kam es zu einem Rückgang der Investitionsbereitschaft, was die wirtschaftliche Erholung deutlich verlangsamte.
Die Rolle der EU: Steigende Beiträge und ihre Auswirkungen
Ein bedeutender Teil der Einnahmen aus Bruttoabgaben, die 2025 auf 117,4 Mrd. Euro und 2026 auf 122,1 Mrd. Euro steigen sollen, wird an die EU überwiesen. Diese sogenannten ‘Ab-Überweisungen’ steigen ebenfalls, was für Österreich eine finanzielle Belastung darstellt. 2025 ist eine Ab-Überweisung von 3,2 Mrd. Euro budgetiert, die bis 2026 auf 4,0 Mrd. Euro ansteigen soll.
Diese Entwicklung ist Teil der schleppend anlaufenden Finanzperiode 2021-2027, die von zahlreichen EU-Mitgliedsstaaten als Herausforderung empfunden wird. Österreich ist dabei keine Ausnahme. Die Auswirkungen auf den Durchschnittsbürger könnten sich in Form von erhöhten Steuern oder gekürzten Sozialleistungen bemerkbar machen.
Betrugsbekämpfung: Ein neues Kapitel?
Eines der heiß diskutierten Themen war die Bekämpfung von Steuerbetrug. Finanzminister Marterbauer plant die Einführung einer Task Force, die im Herbst 2025 erste Maßnahmen vorstellen soll. Dieses Vorhaben könnte sich als entscheidend erweisen, um die Steuerlücke, die derzeit schwer zu beziffern ist, zu schließen. Für 2026 sind im Budget bereits Einnahmen von 270 Mio. Euro vorgesehen, die bis 2029 auf 450 Mio. Euro anwachsen sollen.
Experten wie Dr. Hans Müller, ein renommierter Wirtschaftswissenschaftler, betonen, dass die Effektivität solcher Maßnahmen stark von ihrer Umsetzung abhängt. „Historisch gesehen haben ähnliche Initiativen in anderen Ländern gemischte Ergebnisse erzielt“, so Müller. „Die politische Unterstützung und die tatsächliche Durchführbarkeit sind entscheidend.“
Eine breite Palette von Maßnahmen
Das Budget umfasst eine Vielzahl von Maßnahmen, darunter die Ausweitung der Tabaksteuer und die Einführung einer höheren Wettgebühr, die das Abgabenaufkommen stärken sollen. Österreich ist auch eines der ersten Länder, das eine Kryptobesteuerung eingeführt hat. Diese Maßnahmen sind Teil eines größeren Plans, der auch die Anhebung der Zwischensteuer für Stiftungen umfasst, die in den Jahren 2026 bis 2029 jeweils 20 Mio. Euro einbringen soll.
Finanzausgleich und Investitionen: Ein Balanceakt
Der Finanzausgleich, der die finanziellen Beziehungen zwischen Bund, Ländern und Gemeinden regelt, sieht für 2025 Auszahlungen von 3,908 Mrd. Euro vor, die 2026 leicht auf 3,826 Mrd. Euro sinken sollen. Gemeinden stehen unter erheblichem finanziellen Druck, was die Flexibilität der neu geschaffenen Regeln von Vorteil macht.
Maximilian Köllner von der SPÖ betonte, dass die Rufe der Gemeinden gehört wurden, und lobte die vereinfachten Regeln bei Investitionen im Rahmen der Kommunalinvestitionsgesetze. Diese Maßnahmen sollen den Gemeinden helfen, die finanziellen Herausforderungen zu bewältigen und gleichzeitig in wichtige Projekte zu investieren.
Ein Blick in die Zukunft
Die kommenden Jahre werden entscheidend für die Umsetzung dieser Maßnahmen sein. Der Finanzminister bleibt optimistisch, dass die geplanten Reformen und Investitionen die wirtschaftliche Stabilität Österreichs sichern werden. Doch die tatsächlichen Auswirkungen auf die Bürger und die Wirtschaft insgesamt bleiben abzuwarten.
Die Budgetberatungen haben gezeigt, dass Österreich vor großen Herausforderungen steht, aber auch Chancen bietet, die es zu nutzen gilt. Es bleibt abzuwarten, wie sich die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen entwickeln werden und ob die geplanten Maßnahmen die erhofften Ergebnisse bringen.
Für ausführlichere Informationen und aktuelle Daten zum Budgetvollzug können Interessierte die Webseite des Finanzministeriums besuchen oder das interaktive Visualisierungstool des Budgetdiensts nutzen. Diese Plattformen bieten einen schnellen und transparenten Überblick über die relevanten Budgetdaten und helfen, die komplexen Zusammenhänge besser zu verstehen.